Die „große Flucht“ 2015

Erinnerungen des ehemaligen Bürgermeisters an den Herbst 2015

Von Michael Hudelist

Salzburg. Der ehemalige Langzeitbürgermeister Heinz Schaden hat in einem Buch die Fluchtbewegung im Herbst 2015 in einer Art Reportage sehr umfassend und mit vielen bisher wenig bekannten Details zusammengefasst. Neben zahlreichen Fotos, auch von der Saalbrücke zwischen Salzburg und Freilassing, interviewt Schaden auch Entscheidungsträger und Helfer von damals, darunter den Berufsfotografen Mike Vogl, der zusammen mit Karl Müller aus Fridolfing die vielen freiwilligen Helfer an der Saalbrücke und später auch im Camp Asfinag koordiniert hat. Er beschreibt aber auch die politischen Folgen der 1,3 Millionen Flüchtlinge  in den Jahren 2015 und 2016, die Ängste auch bei liberalen Freunden von ihm ausgelöst hätten, „ein einstiger Weggefährte aus der Gewerkschaft formulierte mir gegenüber im Herbst 2015 dass man auf die Flüchtlinge an der Grenze schießen sollte“.

Flüchtlingshelfer Karl Heinz Müller aus Fridolfing erfand zusammen mit Mike Vogl das Bändersystem, an der Grenze und später im Camp Asfinag kümmerte er sich speziell um Familien mit Kindern. Auch wenn er der Zuwanderung immer kritisch gegenüberstand war sein Ziel doch, den schutzsuchenden Menschen so gut es geht zu helfen. – 26. Sept. 2015

Von den ersten ankommenden Zügen am Hauptbahnhof mit Flüchtlingen aus Ungarn über das Schließen der Grenze zu Bayern, von der drohenden Überfüllung der Tiefgarage am Südtiroler Platz mit fast 1000 Menschen bis zum Marsch in Richtung Freilassing lässt Schaden in seinem Buch alle Stationen ausführlich Revue passieren. Persönliche Kommentare und Empfindungen von  Schaden findet man selten, das Buch ist vielmehr eine Dokumentation der Ereignisse, eine Auflistung der damals wichtigsten Presseaussendungen der Stadt, also de facto von Schaden, angereichert mit offiziellen Agenturmelden, Interviews und vielen Fotos, unter anderem von Mike Vogl. Dieser hatte zusammen mit dem Fridolfinger Karl Müller vom ersten Augenblick an Hilfe für Flüchtlinge an der Saalbrücke organisiert, ebenso wie viele Ehrenamtliche aus Freilassing. Die Deutsche Bundespolizei hatte die Grenze für Migranten  geschlossen, hunderte, bald tausende Männer, Frauen und Kinder „stauten“ sich auf Salzburger Seite auf dem Gelände des ehemaligen Zollamtes. „Mütter mit ihren Kindern saßen bei Wind und Wetter auf der Brücke und wollten ihren Platz nicht mehr verlassen, jüngere, stärkere Flüchtlinge versuchten sich vorzudrängen“, erinnerte sich Karl Müller später. Im Buch von Heinz Schaden kommt er nicht zu Wort, dafür erzählt Mike Vogl, wie er zusammen mit Müller das „Bebänderungs-System“ erfunden hat. Die Frage, wer hat’s erfunden, beantwortet Vogl in dem Buch so: „Die Idee war eine Zusammenarbeit von Karl Müller und mir. Die ersten Armbänder waren von der Jungen Volkspartei, von irgendwelchen Festen, die die gemacht haben, da war noch JVP aufgedruckt“. Vom Start mit den Armbändern an hätten die Flüchtlinge gewusst, dass sie nach einer gewissen Wartezeit geordnet nach Deutschland weiterreisen können, „die große Unsicherheit sei weg gewesen, der Druck war größtenteils draußen“, erinnert sich Vogl in einem Interview mit Schaden.

Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden mit der damaligen Innenministerin Johanna Mikl-Leiter, rechts Fotograf Mike Vogl, der Tage später das umfassendste Freiwilligen-System aufbaute und wochenlang koordinierte. – 16. Okt. 2015

Das System der Bebänderung sorgte dafür, dass, wie zwischen Deutschland und Österreich vereinbart, stündlich 50 Migranten einreisen durften, das heißt meist von Müller im Tross über die Brücke, später über das Kraftwerk Rott zur Deutschen Bundespolizei auf der anderen Seite der Saalach geführt wurden. Schaden beschreibt ausführlich den „Masterplan Auslass/Brücke Grenze Freilassing“ und die Kleiderausgabe und weist ausdrücklich darauf hin, dass dieses System ausschließlich von Freiwilligen erdacht und 24 Stunden am Tag betreut wurde. Erst einige Tage nach dem Eintreffen der ersten Flüchtlinge an der Grenze und einer Art wildem Camp mit Zelten vor der Brücke hatten sich Stadt und Land „dazu geschalten“, so schreibt es Schaden in seinem Buch, „um am Hotspot Grenze geordnete Strukturen zu schaffen“, gemeint waren Reinigung und Müllabfuhr, Einzäunung, sowie das Aufstellen von Dusch- und WC-Containern.

Erste Kritik auch aus Freilassing

Während sich hunderte Helfer aus Salzburg und Bayern um die Flüchtlinge an der Saalbrücke, am Hauptbahnhof und anderen Notunterkünften kümmerten wurde sowohl in Salzburg, als auch in Freilassing „erkennbar politisch Stimmung gemacht und demonstriert“, schreibt Schaden in seinem Buch. Der ehemalige Bürgermeister zitiert eine Mail vom Wirtschaftsforum Freilassing: „Seit fünf Wochen wird die kleine Grenzstadt Freilassing von täglich bis zu 1500 Flüchtlingen überrollt, die Grenzkontrollen am Grenzübergang Freilassing haben massive Auswirkungen auf unser tägliches Leben in Freilassing und den Einzelhandel in der Region“. Tatsächlich war von den Flüchtlingen im Freilassinger Alltag nichts zu sehen, außer am Bahnhof und in der Notunterkunft in der Sägewerkstraße, wo sie rund 24 Stunden auf die Weiterreise in das Bundesgebiet warten mussten. Die damalige Österreichische Innenministerin Johanna Mikl-Leiter meinte bei einem Besuch im Oktober 2015 in Salzburg, dass „die Ausnahmesituation noch Monate, wenn nicht Jahre dauert wenn es uns nicht gelingt, die Migrationsströme zu dämpfen“.

„Salzburg geht über“

Im Oktober 2015 entstand dann das Camp Asfinag auf dem Gelände der ehemaligen Autobahnmeisterei. Erst wurden die Flüchtlinge in den alten Lkw-Hallen untergebracht, später in großen Bierzelten. Dort warteten zeitweise über 1000 Schutzsuchende auf die Weiterreise, Deutschland hatte sich mit Österreich auf eine „Übernahme“ von 50 Personen pro Stunde an fünf Grenzübergängen geeinigt, einer davon war die Saalbrücke. Schaden schildert auch das Problem, dass aus Wien mit Sonderzügen „weiterhin massiv Flüchtlinge nach Salzburg verlegt werden“, obwohl hier die Weiterreise stark gedrosselt war, Salzburg sei zum Flaschenhals geworden. Das Rote Kreuz meldete im Krisenstab, dass die Menschen aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit und der oftmals viel länger dauernden Flucht „kränker und schwächer“ in Salzburg ankommen.

Lage eskaliert

Am 5. November 2015 schreibt die Stadt in einer Pressemitteilung: „Die Flüchtlingssituation in der Stadt Salzburg eskaliert“, über 2000 Personen seien im Camp Asfinag, 600 in der Halle am Hauptbahnhof und 600 an der Saalbrücke, „zusätzlich sind 1500 Personen vom Innenministerium via Bussen von Spielfeld kommend angekündigt“. Erst nach einer massiven Intervention von Schaden sei es gelungen, den Zustrom großteils umzuleiten. Offizielle Dokumente von Schaden als Bürgermeister sind im Stadtarchiv 30 Jahre lang unter Verschluss und durften für das Buch nicht verwendet werden, private Notizen hingegen schon, zum Beispiel von einem Telefonat mit dem damaligen Verteidigungsminister Gerald Klug: „Die Stadt hätte Interesse an unterfesten UNHCR Zelten für das Asfinag Gelände. Ersatz zweier baufälliger Hallen, allenfalls Ersatz Bierzelte“.

Immer mehr wollen in Österreich bleiben

Schaden beschreibt in seinem Reportagebuch ein weiteres Problem, dass sich ab Mitte November 2015 abzeichnete: Immer mehr Flüchtlinge mit dem ursprünglichen Reiseziel Deutschland oder darüber hinaus wollen nun in Österreich bleiben, „das Transit System nach Deutschland gerät ins Wanken“ schreibt die Stadt Salzburg und damit auch der Bürgermeister, von 1150 Feldbetten im Camp Asfinag seien bereits 458 von Asylbewerbern besetzt, die also eigentlich nicht mehr in ein Transitlager gehören würden. Es sind vor allem Syrer, Afghanen und Pakistani, die um Asyl in Österreich ansuchen, auch weil sie von Deutschland zum Teil nicht mehr genommen werden. Schaden entscheidet am 19. November 2015, dass Asylbewerber das Transit-Camp Asfinag verlassen müssen, 130 kommen in einem Bürogebäude am Rande des Lagers unter.

Im Jänner ging die Zahl der Transitflüchtlinge dann zurück, „am 25. Jänner 2016 befanden sich am Asfinag-Gelände fünf Transitflüchtlinge und 63 Asylbewerber“, also Schutzsuchende die in Österreich bleiben wollen. Am 14. März 2016 wurde das Asfinag-Camp in eine Art Stand by heruntergefahren, Voraussetzung war allerdings, dass es binnen 48 Stunden wieder hochgefahren werden könne.

In seiner Reportage „Die große Flucht“ 2015 dokumentiert der damalige Bürgermeister Heinz Schaden auch ausführlich die Ereignisse an der Saalbrücke zwischen Salzburg und Freilassing. (Foto: Stadt Salzburg)

Folgen der Krise

Heinz Schaden geht in seinem Buch aber auch auf die Zeit vor dem Herbst 2015 ein, Salzburg hätte schon vor 2015 einen Ausländeranteil von rund 25 Prozent gehabt, „statistisch erkennbar vor allem in den Stadtteilen Lehen, Elisabeth-Vorstadt und Schallmoos“, den höchsten Prozentsatz würden allerdings bis heute deutsche Staatsbürger stellen, gefolgt von Migranten aus dem ehemaligen Jugoslawien, der Türkei und anderen, osteuropäischen Ländern.

Am Ende des über 200 Seiten starken Buches geht Schaden auf die Folgen der Flüchtlingskrise ein, die nach Meinung vieler Beobachter aber vielmehr eine Staatskrise war. „Am Höhepunkt der Flüchtlingsbewegung im Jahr 2015 erzählten mir viele Bewohner in der Stadt Salzburg, dass sie Angst hätten“. Die Stadt hätte zwar darauf geachtet, „dass möglichst niemand die Krise unmittelbar wahrnehmen sollte, aber die Medien brachten die Flüchtlinge in jedes Wohnzimmer“. Die Angst speiste sich nach Ansicht Schadens aus den Bildern des Flüchtlingsstroms, vor allem aus Spielfeld. „Ich spürte diese Angst im Herbst 2015 sogar bei sehr aufgeklärten und liberalen Freunden von mir in Salzburg. Ein einstiger Weggefährte aus der Gewerkschaft formulierte mir gegenüber im Herbst 2015 dass man auf die Flüchtlinge an der Grenze schießen sollte“. Die große Flucht hätte am Ende innenpolitische Folgen auf dem gesamten Kontinent gehabt, die Einreise von 1,3 Millionen Zuwanderern 2015 und 2016 hätte zu einem Rechtsruck im politischen System geführt, nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland, Griechenland, England, Italien und anderen europäischen Ländern.

Schaden will die Ereignisse der „großen Flucht“ aus seiner heutigen Sicht darstellen, „zudem ist es mir wichtig zu zeigen, dass unsere Gesellschaft im Ernstfall durchaus in der Lage ist, auf eine menschliche Notsituation angemessen zu reagieren“. Der Glaube daran sei allerdings nach 2015 abhanden gekommen. „Flucht und Migration werden nur mehr als Bedrohung wahrgenommen, die Politik wetteifert um die härtesten Gegenmaßnahmen“. Dabei hätte Österreich gerade in der jüngeren Geschichte schon mehrfach bewiesen, damit gut umgehen zu können.

Heinz Schaden, Die „große Flucht“ 2015. Eine Reportage (Salzburger Beiträge zur Migrationsgeschichte 2, Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg 61), Salzburg 2021, 224 Seiten mit 143 Farbabbildungen und 4 Grafiken, ISBN 978-3-900213-52-7. Preis: € 24,20; erhältlich im Stadtarchiv und im guten Buchhandel.

[Salzburg] Eigenrecherche, Rezession

07.12.2021/11 Uhr

Grenzenloses Impfen – Impfstraße vs. Impfzentrum

Impfen in Salzburg und im Berchtesgadener Land – ein Vergleich

Von Michael Hudelist

Ainring, Salzburg. Insgesamt drei Impfstoffe stehen derzeit im Kampf gegen das Corona-Virus zur Verfügung, mehr oder weniger, denn derzeit stehen ja eher weniger Dosen zur Verfügung, sowohl in Bayern, als auch in Österreich. Im Berchtesgadener Land wurden bis einschließlich 20. Februar 6922 Personen geimpft, darunter 2435 Personen die älter als 80 Jahre sind. In Stadt und Land Salzburg haben bis zum 19. Februar bereits 17.319 Personen ihre Ärmel für einen Stich hochgekrempelt, 13.220 Personen, vor allem in Seniorenheimen, haben bereits auch die zweite Teilimpfung erhalten. Der Ablauf der Impfung unterscheidet sich in Salzburg und im Berchtesgadener Land nicht nur dem Namen nach, also „Impfstraße“ oder „Impfzentrum“.

 

Von außen unterscheiden sich das „Impfzentrum“ in Ainring und die „Impfstraße“ für die Stadt Salzburg und das Umland schon deutlich, innen gibt’s bei ähnlichen Abläufen am Ende die gleichen Impfstoffe.


Das Berchtesgadener Land hat für seine rund 105.000 Einwohner ein „Impfzentrum“ eingerichtet dass vom Namen her  größer wirkt als es ist. Im Industriegebiet von Ainring-Mitterfelden wurden im Erdgeschoss und im ersten Stock eines unscheinbaren Bürogebäudes Räume angemietet. Der Einlass zur vorab festgelegten Zeit erfolgt durch einen Security-Mitarbeiter, der sehr freundlich aber bestimmt, oft  auf Englisch, die Anweisungen für die Wartenden gibt. „Bitte warten Sie, hier, Sir, come in, wait here“ und wenn Damen und Herren gleichzeitig zu einem Termin kommen gilt „Ladies first“. Alle anderen müssen draußen warten, bei Regen auch in einem extra aufgestellten Zelt vor dem Haus.

Im Innenbereich des „Impfzentrums“ dann Hände desinfizieren und Formulare ausfüllen, eine „Anamnese“, obwohl man eigentlich schon bei der Online-Anmeldung im „Bayerischen Impfzentrum“ alles angegeben hat. Nach dem Ausfüllen übernimmt Klinikpersonal den weiteren Ablauf, beginnend mit einem Aufklärungsgespräch, das in zwei Büros stattfindet. „Was machen Sie beruflich, hatten Sie schon Impfungen, erinnern Sie sich an Reaktionen“ und ähnliches wird erneut abgefragt und dokumentiert, dann unterschreibt die Ärztin die Anamnese, der Impfkandidat die Einwilligungserklärung.

Es folgt das Warten auf die eigentliche Spritze in einem engen Gang, wo man sich gefühlt näher kommt als in den jetzt meist leeren Wartezimmern. Neben einem Notfallraum, zwei Büros für die Aufklärung und einem Verwaltungsraum steht ein Raum für die eigentliche Impfung zur Verfügung, darin zwei Kabinen für den Stich. Der erfolgt dann rasch und professionell, wie man es halt auch von den Grippeschutzimpfungen her kennt. Direkt an die zwei Impfkabinen schließt sich eine Art Wartezimmer an, in dem die eben Geimpften noch 15 Minuten sitzen bleiben sollen. Nach rund 60 Minuten ist das Prozedere im „Impfzentrum“ vorbei.

Zelt versus Messehalle

Während man in Ainring bei Schlechtwetter entweder auf der Straße steht oder in einem kleinen Zelt hat das Rote Kreuz in Salzburg seine Corona- Teststraße und auch gleich die Impfstraße in einer großen Messehalle unterbringen können, über 15.000 m² stehen insgesamt zur Verfügung, das Land bezahlt sich hier selbst, denn es ist auch Mehrheitseigentümer des Messezentrums. Neben dem großen Messeparkplatz – man bekommt ein Freiticket – warten hier die ebenfalls vorangemeldeten Impfkandidaten schon vor der eigentlichen Impfstraße in einem großen Foyer, hier gilt es noch ein Formular auszufüllen mit Fragen wie „Besteht eine akute Erkrankung mit Fieber“ oder „Leiden Sie an einer chronischen Erkrankung oder Immunschwäche“. Dann führen einen Rot-Kreuz-Mitarbeiter in die eigentliche Impfhalle, hier warten rund 20 Sessel, wenn am Ende der Reihe jemand zur Aufnahme kommt rücken alle um einen Platz nach.

Es folgt die Datenaufnahme, zwei Kandidaten bei einem Tisch mit zwei Rot-Kreuz-Mitarbeiterinnen, Datenschutz und Anonymität ist hier nicht mehr wirklich gewährleistet, aber man ist wahrscheinlich in diesem Moment ohnehin auf sich selbst konzentriert. Die Prozedur dauert aber nur kurz, man bekommt eine Art Impf-Ersatzpass ausgedruckt, dann noch einmal kurzes Warten vor den insgesamt vier Impfkabinen, die am Freitag und Samstag vergangener Woche erstmals im Einsatz waren. Dann wird der Kandidat in die enge Kabine geführt, Desinfektionsmittel, Spritzen und Pflaster liegen schon bereit, es fehlt nur noch der Arzt, der von einer Kabine zur nächsten sprintet. Auch hier kurzer Smalltalk, immerhin ist es nicht der Hausarzt, der den Patienten bestens kennt. Sich selbst in der Impfkabine fotografieren ist in Salzburg nicht erlaubt, im Gegensatz zu Ainring. Auch in Salzburg muss man nach dem Stich 15 Minuten warten, am anderen Ende der 7500 m²-großen Impfstraße. Hier kann man sich dann Info-Material über das Impfmittel mitnehmen, eine Wasserflasche gibt’s dazu.

Egal ob auf 7500 m² oder doch ein wenig kleiner, jeder Geimpfte hat am Ende das gute Gefühl, mit diesem ersten Stich einem Ende der Pandemie und der persönlichen Einschränkungen einen entscheidenden Schritt näher gekommen zu sein.

[Ainring, Salzburg] Eigenrecherche

24.02.2021/ 10.30 Uhr

Baustelle lange fertig, Umwelt-80 bleibt trotzdem

Rund 20 Prozent weniger Pkw auf A1 und A10, keine Luft-Grenzwert Überschreitung, trotzdem permanent 80 statt 100 km/h

Von Michael Hudelist

Salzburg. „Restarbeiten“ an den Lärmschutzwänden und den Überkopf-Wegweisern entlang der Stadtnahen A1 „bis unmittelbar zu den Feiertagen“ haben dazu geführt, dass der Umwelt-80-er bis Anfang dieser Woche permanent geschalten war, obwohl der Verkehr wegen des Lockdowns deutlich geringer ausfällt und der eigentliche Grund für das Ausschalten der Luftmessung, das Bauen von höheren Lärmschutzwänden zwischen dem Knoten Salzburg und Salzburg-Nord, schon seit Wochen weggefallen ist.  

Tempo 80 auf der A1 und Tempo 100 auf der A10 sollten nur eingeschalten sein, wenn die Luft schlecht ist, tatsächlich war auf beiden Autobahnen das Umwelt-Tempo wochenlang angezeigt, nur weil wegen Baustellen – und auch nach dem Ende der Baustellen – die Verkehrs-Sensorik offensichtlich nicht richtig messen kann.

Deutlich weniger Fahrzeuge auf der Autobahn wegen der Corona-Lockdowns, eine deutlich bessere Luft und trotzdem wurde  auf der Stadtnahen Westautobahn seit Juli 2020 der Umwelt 80-er angezeigt, der eigentlich nur geschalten sein sollte wenn die Luftwerte extrem schlecht sind. Die Asfinag bestätigt nun gegenüber InfoMediaWorx, das es „bis unmittelbar zu den Feiertagen Restarbeiten etwa an Lärmschutzwänden und Anzeigequerschnitten gab“, diese hätten die Verkehrsmessung „beeinträchtigt“.

Tatsächlich war das offiziell temporäre Tempolimit wie schon  im Frühjahr auf der A10 auch jetzt auf der A1 wegen der Bauarbeiten monatelang nicht in Betrieb. Der Grund für die dann permanente Schaltung des so genannten Rössler-80ers nach der früheren Landesrätin Astrid Rössler ist einfach und gewieft: Tempo 80 gilt wenn die Luftwerte schlecht sind, sollte die Messung nicht zweifelsfrei funktionieren gilt automatisch der Umwelt-80-er. Die Arbeiten an den Lärmschutzwänden in Fahrtrichtung Wien sind zwar seit Ende September abgeschlossen, die Überkopf-LED-Anzeigen zeigten aber bis vor wenigen Tagen permanent Tempo „IG-L 80“ vor.

„Seit Anfang der Woche, 4. Januar, sollte der Automatikmodus wieder ganz korrekt laufen“, so ein Asfinag-Sprecher. Die manuelle Aktivierung von IG-L 80 sei wegen der „umfangreichen Baustelle notwendig“ gewesen, „die Verkehrs-Sensorik konnte bedingt durch die Baumaßnahmen nicht korrekt messen“. Die Baustelle sei jetzt abgeschlossen und nach sämtlichen Rückbauten sei die Sensorik zwischenzeitlich wieder voll funktionstüchtig und misst die Verkehrsstärken wieder korrekt. „Das Programm läuft also wieder im Automatikmodus, der Algorithmus entscheidet über ein/aus und es herrscht auch kein permanenter IG-L 80er mehr“.

In diesem Jahr werden die Lärmschutzwände in Fahrtrichtung Walserberg saniert, es ist daher anzunehmen, dass auch dann die Baustelle früher fertig ist als die Luftmessung wieder eingeschalten wird. Der Grüne Landtagsabgeordnete Josef Scheinast hat für die Kritik übrigens kein Verständnis, „anstatt sich über die besseren Werte zu freuen möchten manche wieder mehr Schadstoffe in die Luft blasen“. In einem Facebook-Kommentar sprach er in diesem Zusammenhang von einer „seltsamen Gesinnung“. 

Bereits im Herbst 2020 war auch nach dem Ende der Bauarbeiten auf der A10 zwischen Salzburg-Süd und Hallein das Tempo noch Wochen danach permanent auf Tempo 100 statt 130 km/h reduziert, weil ein Mess-Sensor fehlte und so die Luft nicht einwandfrei gemessen werden konnte.

25 Prozent weniger Pkw

Mehrere Corona-Lockdowns haben auch auf den beiden Autobahnen im Bundesland, der Westautobahn A1 und der Tauernautobahn A10 zu deutlich weniger Verkehr geführt. So waren bis einschließlich Ende November 2020 auf der A10 rund 25 Prozent weniger Pkw unterwegs, auf der A1 waren es bei Liefering 17 Prozent weniger Pkw. Bei den Lkw ist der Rückgang in den ersten elf Monaten des Jahres 2020 nicht ganz so dramatisch, so wurden auf der A10 bei Salzburg-Süd/Anif 1,9 Millionen Brummis registriert, das waren rund 250.000 weniger als noch 2019. Auf der Westautobahn ist der Lkw-Rückgang nicht so deutlich, so fuhren bei der Zählstelle Liefering 2,5 Millionen Lkw durch, das waren 180.000 oder 6,8 Prozent weniger als das Jahr zuvor.

Grenzwerte 2020 nie überschritten

Der geringere Verkehr hat sich auch deutlich auf die Luftqualität ausgewirkt, bestätigt auch der Verkehrs-Club-Österreich, der sich eigentlich als Sprachrohr für den öffentlichen Verkehr versteht. „In Salzburg wurde 2020 bei keiner Messstelle der Stickstoffdioxid-Grenzwert überschritten, 2019 war das noch bei der Messstelle Hallein (Kreisverkehr B159) an drei Tagen der Fall sowie an der Tauernautobahn und in der Stadt Salzburg jeweils an einem Tag der Fall“, so ein VCÖ-Sprecher.

Bereits im Herbst 2020 war auch nach dem Ende der Bauarbeiten auf der A10 zwischen Salzburg-Süd und Hallein das Tempo noch Wochen danach permanent auf Tempo 100 reduziert, weil ein Mess-Sensor fehlte und so die Luft nicht einwandfrei gemessen werden konnte.

Corona-Sommer: Weniger Staus, trotzdem Abfahrtssperren

Trotzdem Abfahrtssperren und 30.000 Autos auf die Autobahn zurückgeschickt

Von Michael Hudelist

Salzburg. Die Reisebilanz des Autobahnbetreibers Asfinag zeigt ein deutliches Minus im Reiseverkehr im Juli und August, so waren auf der Tauernautobahn zwischen Salzburg und Villach rund 22 Prozent weniger Fahrzeuge an den berüchtigten Reisesamstagen unterwegs. Auch die Staus seien weniger geworden, trotzdem hat das Land die Abfahrtssperren an zehn Wochenenden aktiviert und rund 30.000 Lenker auf die Autobahn zurückgelotst.

Trotz anhaltender Corona-Pandemie und Reisewarnungen zog es an den Wochenenden doch zigtausende über die Tauernautobahn hauptsächlich nach Kroatien.   Foto: FMT-Pictures


Die Tauernroute hat über die alle Wochentage betrachtet mit einem Minus von mehr als 16 Prozent den stärksten Rückgang aller österreichischen Autobahnen im Vergleich zum Vorjahr. „Beim Pkw-Verkehr lag die Verkehrsentwicklung erwartungsgemäß unter dem Level der Vorjahre, die Rückgänge fielen jedoch nicht so hoch aus wie in jenen Monaten mit umfangreichen Maßnahmen zur Eindämmung von COVID“, so ein Asfinag-Sprecher.

Minus zehn Prozent bei Staustunden im Sommer

Positiv für die Autofahrer war  im diesjährigen Sommerreiseverkehr dass es im Schnitt ein Viertel weniger Staus gegeben habe, mit Ausnahme an den Grenzen in Richtung Süden. „Der Grund für diese Behinderungen waren die Corona-Gesundheits-Checks wie etwa auf der slowenischen Seite des Karawanken-Tunnels. Der Stau auf beiden Seiten der Grenze betrug zum Teil mehrere Stunden. Vom Karawanken Tunnel wurden dem ÖAMTC 22 Staus gemeldet, am Walserberg waren es 14.

Zurück zur Salzburger Seite der Tauernautobahn, ganz ohne Staus an den bekannten Hotspots wie Ofenauertunnel, der Tunnelgruppe Werfen oder der Baustelle zwischen Salzburg-Süd und Hallein ging es auch in diesem Sommer nicht, der ÖAMTC spricht von der „am meisten verstauten Transitroute“ mit 13,4 Prozent aller gemeldeten Staus. Daher hat das Land Salzburg die 2019 erstmals eingeführten Abfahrtssperren auch in diesem Sommer aktiviert, rund 30.000 Lenker seien so auf die Autobahn zurückgeschickt worden. „Die Abfahrten Grödig, Hallein und Golling sind die Schwerpunkte, hier genügt die geringste Verkehrsstörung und die Lenker fahren von der Autobahn ab“, so Verkehrslandesrat Stefan Schnöll.

[Salzburg] PA, Land, Asfinag

Die Schule kam mit dem Fahrrad ins Haus

„Unterricht“ im Lockdown – Lehrer erinnern sich an Schule ohne Schüler

Von Michael Hudelist

Freilassing. Auch an der Grundschule in Freilassing  startet das Schuljahr 2020/2021 unter besonderen Vorzeichen, die Corona-Pandemie verlangt nach wie vor strenge Regeln, dennoch soll der Unterricht weitgehend „normal“ ablaufen, also im Klassenzimmer mit einem echten Lehrer an der Tafel. Vor fast genau sechs Monaten mussten mit dem Lockdown auch die Schulen schließen, Rektor Helmut Mayer und die neuen Konrektoren Anja Hager und Wolfgang Kerschl erinnern sich an die Tage und Wochen danach.

Abstand halten, keine Durchmischung auf den Gängen und Maskenpflicht bis zum Platz im Klassenzimmer, das sind die Regeln für die Schüler zum Schulstart in der Grundschule.

Am 21. März 2020, ein Freitag, begann in Bayern die Zeit der allgemeinen Corona-Ausgangsbeschränkungen, die Schulen stellten bereits am Montag zuvor den Unterricht ein, drei Wochen vor den Osterferien. „Den dann folgenden Distanzunterricht gab’s in verschiedensten Formen“, erinnert sich Mayer, „manche Lehrer nutzen schnell verschiedene Online-Tools, manche schickten das Lernmaterial per Mail, wieder andere haben ihre Aufgaben mit dem Rad ausgefahren und telefonischen Kontakt zu ihren Schülern gehabt“. Später sei dann das Online-Tool „School Fox“ gestartet worden, mit ihm sei dann auch ein Video-Schulunterricht möglich gewesen, gleichzeitig seien aber von Anfang an wenige Kinder von Eltern mit systemrelevanten Berufen in der Schule betreut worden.

Tatsache sei aber auch, dass die Lehrer mit den Online-Tools nicht alle Schüler erreicht hätten, „manche waren wie abgetaucht, bei anderen spielte die Sprachbarriere eine Rolle“, so Konrektorin Anja Hager, die in der Lockdown-Zeit noch an der Grundschule in Feldkirchen unterrichtete. Es habe aber auch Eltern mit grundlegenden Bedenken gegeben, dass ihre Kinder für digitale Inhalte noch zu jung seien. Damals sei das digitale Lernen auch nicht verpflichtend gewesen, mittlerweile sei das anders geregelt, so habe der Freistaat auch Notebooks angekauft für Schüler, die keine eigenen Geräte haben.

Lehrer mit eigenem YouTube-Channel

Wolfgang Kerschl als 1. Konrektor in Freilassing war im März noch an der Grundschule in Ainring, „es war schon ein komisches Gefühl plötzlich ohne Kinder vor sich zu unterrichten, man hat da schon sehr innovativ sein müssen, viele Kollegen waren da sicher sehr überrascht über sich selbst“. Er selbst habe eigene YouTube-Videos für seine Schüler gedreht. In Freilassing durften in einer Notgruppe anfangs zwei Schüler in das  Schulhaus, am Ende seien es rund 60 Burschen und Mädchen gewesen, auch weil die Gruppe der systemrelevanten Berufe der Eltern immer weiter ausgedehnt wurde.

Sehnsucht nach Normalität

Bei der Rückkehr der ersten Schüler zu einem Unterricht in der Klasse am 11. Mai habe man die Sehnsucht nach Normalität förmlich gespürt, „alle waren so froh, alles ist so ruhig und friedlich abgelaufen“ erinnert sich Hager, allen sei klar gewesen was die Eltern in den Wochen zuvor an Mehrfachbelastung stemmen hätten müssen. Gegen die damalige Maskenpflicht hätten nur ganz wenige Kinder eine Aversion gehabt, auch von den Eltern sei keine Kritik gekommen, „die sind alle froh gewesen dass Ihre Kinder wieder in die Schule gehen konnten“, so Hager. Es gab allerdings kein Singen, keinen Sport, keine Gruppenarbeiten. Auch Wolfgang Kerschl erinnert sich an viele positive Reaktion in  seiner damaligen Grundschule in Ainring, „die Eltern haben honoriert dass wir streng auf die Einhaltung der Hygiene-Vorschriften geachtet haben“.

Man habe in den Wochen vor den Ferien den vorgeschriebenen Lehrstoff „größtenteils“ durchgebracht, „aber es fehlte natürlich das soziale Lernen, also das Arbeiten in der Klasse, die Prüfungen“, so Hager. Die Noten seien in dieser Zeit zweitrangig gegeben, es gab aber zum Schulschluss eine „Lernstands-Feststellung“ in verbaler Form, in den 3. und 4. Klassen wurden die Noten verwendet die vor dem Lockdown festgestanden hätten.

Fragezeichen vor dem Schulstart

Die Vorbereitungen für den Schulstart jetzt im September waren sehr umfangreich, der Ordner mit den fast täglichen Anweisungen aus dem Kultusministerium ist bereits proppenvoll. Lange Zeit war unklar, wie viele Kinder nach den Ferien gleichzeitig in die Schule dürfen, ob es einen  Tage- oder Wochenweisen Wechsel geben wird. Erst eine Woche vor dem Schulstart legte sich das Kultusministerium fest mit der Ansage, dass in der Grundschule alle Schüler gleichzeitig in der Klasse unterrichtet werden, unter den bekannten Hygienevorschriften.

[Freilassing] Eigenrecherche

07.09.2020/11.15 Uhr

Der „mit Abstand“ ungewöhnlichste Schulstart

„Regelbetrieb“ fast wie vor Corona

Von Michael Hudelist

Freilassing. Rund 150 Burschen und Mädchen werden am Dienstag zum ersten Mal in der Grundschule die Schulbank drücken, und zum ersten Mal wird der Schulbeginn ganz anders sein als all die Jahre zuvor: die Kinder werden  alleine in das Schulgebäude gehen, die Eltern müssen draußen warten und auch die gemeinsame Veranstaltung aller ABC-Schützen mit dem Zauberclown Manuela fällt aus. Der Grund ist bekannt, wir sind noch mitten in der Corona-Pandemie.    
 

Lilly (6) freut sich zusammen mit ihrer Mutter schon auf den ersten Schultag am Dienstag, noch wissen beide nicht, in welche Klasse sie kommt und welche Lehrerin sie hat.

Während sich die Kinder in der Regel auf die Schule freuen ist bei den Eltern die Unsicherheit groß, wie wird ein Unterricht in Corona-Zeiten aussehen, was passiert wenn ein Kind mit Schnupfen in die Schule kommt, was wenn ein Kind positiv getestet wird? Eine Woche vor dem Schulbeginn wissen die Eltern noch nicht einmal, in welche Klasse ihre Kinder kommen, welchen Lehrer sie haben werden. „Es hat nur geheißen alle Informationen werden am Samstag in der Zeitung stehen“, sagt eine Mutter, die mit ihrer Tochter den Schulweg übt und eben vor dem Zentralschulhaus angekommen ist. Früher hingen Listen mit allen Schüler- und Lehrernamen schon Wochen vorher am Schulgebäude, „das geht jetzt aus Datenschutzgründen nicht mehr, alle Eltern bekommen von uns in dieser Woche einen Brief mit allen Informationen“, versichert Rektor Helmut Mayer, die verspäteten Infos zum ersten Schultag hätten damit zu tun dass die Regeln vom Kultusministerium auch erst Anfang dieser Woche bekanntgegeben wurden.

Seit Dienstag steht nun also fest, wie das Kultusministerium sich den Schulstart vorstellt, es soll ein Regelbetrieb sein, also Unterricht wie vor Corona? „Nein, die Schüler müssen beim Betreten der Schule einen Mund-Nasen-Schutz tragen bis zum Platz, dort darf er in der Grundschule abgenommen werden“, so Mayer, und es dürfe keine Durchmischung der einzelnen Klassen geben. Schon der Weg in die Schule wird anders sein als im vergangenen Schuljahr, es werden sechs zusätzliche Schulbusse im Einsatz sein um schon in den Bussen den geforderten Abstand einhalten zu können, „dann wird jedem Schüler einer von sechs Zugängen zugewiesen, den er dann im Schuljahr zu benutzen hat“, so Mayer.

Wegen Corona wird der erste Schultag für die ABC-Schützen aufgeteilt, drei der sechs Klassen starten um 08.45 Uhr, weitere drei Klassen dann um 10.45 Uhr. Bis jetzt sind 149 ABC-Schützen angemeldet, sie werden sechs erste Klassen bilden, im Gegensatz zu früher sind sie alle im Zentralschulhaus am Georg-Wrede-Platz untergebracht, in Salzburghofen verbleiben eine 3. und eine 4. Klasse.

Grundschüler „locken“ ABC-Schützen ins Schulgebäude

Schulbeginn ist für die 2., 3. und 4. Klassen um 8 Uhr, für die ersten Klassen um 8.45 Uhr und um 10.45 Uhr, „wann welches Kind an der Reihe ist haben wir den Eltern in einem Brief geschrieben“. Bisher waren in den Klassenzimmern der ABC-Schützen oft mehr Eltern und Großeltern als Schüler, auch das wird in diesem Schuljahr nicht erlaubt sein, die Schüler müssen alleine in die Schule, „da es ja auch keine Schuleinschreibung im klassischen Sinn gegeben hat werden die meisten Kinder das Schulgebäude tatsächlich zum ersten Mal von Innen sehen“. Damit den Kleinen der erste Gang alleine in das Schulhaus aber doch nicht so schwer fällt werden die anderen Grundschüler ihre neuen Mitschüler Fähnchen schwenkend aus den Fenstern begrüßen und so in das Schulhaus „begleiten“. In den Klassen werden dann tatsächlich nur die Kinder und die Lehrer sein, „nur ein Profi-Fotograf wird dann in die Klassen dürfen  um für die Eltern und die Schule Erinnerungsfotos zu machen“.

Das erste Highlight der ABC-Schützen bisher, die gemeinsame Feier mit dem Zauberclown Manuela in der Mittelschule fällt in diesem Jahr auch Corona zum Opfer, „aber Manuela wird trotzdem kommen, am Donnerstag und Freitag, dann mit einer Extra-Vorstellung für jede Klasse“, verrät Mayer.

Im Schulalltag werden dann auch für die Erstklassler Singen und Turnen wieder erlaubt sein, alles unter Corona-Bedingungen, „also zum Beispiel beim Singen mit zwei Meter Abstand“, oder eben im Freien, auch der Sportunterricht in der Dreifach-Turnhalle im Badylon steht auf dem Stundenplan, kritisch könnte es mit dem Abstand hier beim Umkleiden werden, aber auch hier werden die Lehrer entsprechend aufpassen und auf das Aufsetzen der Schutzmasken achten.  

Mit Schnupfen in die Schule?

Schon am ersten Schultag wird die Frage interessant sein, was passiert, wenn ein Kind verschnupft oder krank in die Schule kommt? „Also wenn es nur verschnupft ist oder ab und zu leicht hustet darf das Kind in der Klasse bleiben“, erklärt Mayer, Fiebermessen wäre zwar sinnvoll, aber dafür gibt es weder Geräte noch eine rechtliche Grundlage. „Wenn das Kind tatsächlich krank ist, und das sieht man ja bei Kindern sehr schnell, dann wird es sofort isoliert und die Eltern werden gebeten, das Kind schnellstmöglich abzuholen“. Wenn es dann 24 Stunden frei von Symptomen ist darf es wieder am Unterricht teilnehmen. Wenn es einen bestätigten Corona-Fall in der Klasse gibt, also ein Kind tatsächlich positiv getestet wird, ist ohnehin das Staatliche Gesundheitsamt am Zug, wird eine Quarantäne aussprechen und die Kontaktpersonen ermitteln. „Aber auch in so einem Fall wird das Kind nicht vergessen, wir werden es dann mit Material versorgen wie wir es auch machen wenn es mit einer Grippe oder anderen Krankheit zuhause bleiben muss“ verspricht der Rektor. Einen rechtlichen Anspruch auf einen digitalen Unterricht gibt es allerdings nicht.

Ein Massentest bei Schülern ist im Übrigen nicht vorgesehen, Lehrer können sich allerdings einmal im Jahr kostenlos testen lassen, „ich habe alle meine Lehrer in dieser Woche an der Teststation des Landkreises angemeldet, aber es ist freiwillig, das heißt ich überprüfe nicht wer sich testen lässt und wer nicht“, präzisiert Mayer.

Erst Over-Tourism, jetzt Null-Tourism

 

Stadttourismus erst wieder 2024 auf Vor-Corona-Niveau

 

– Von Michael Hudelist –

 

Salzburg. Der Städtetourismus wird sich sehr langsam erholen, der Chef des Salzburg-Stadt-Tourismus, Bert Brugger, rechnet damit, dass es einen Impfstoff erst Mitte 2021 geben werde, „von da an wird es noch ein weiteres Jahr dauern, bis die Gäste Städtereisen wieder als unbeschwert empfinden werden, das Wachstum wird sich dann bis Mitte 2023 hinziehen und die vor Corona-Übernachtungszahlen können wir dann frühestens Mitte 2024 erreichen“. Vor Corona hatte die Stadt alleine 3,3 Millionen Übernachtungen pro Jahr.

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Dichte Touristenmassen in der Getreidegasse oder hier am Eingang zum Mirabellgarten werden für einige Jahre der Vergangenheit angehören. (Archivfoto)

Wie in Bayern wird auch in Österreich der Sommerurlaub im eigenen Land propagiert, davon werden allerdings hauptsächlich Hotels an Seen oder im Gebirge profitieren, die aber meistens ohnehin schon wieder gut gebucht oder zumindest reserviert sind von deutschen Stammgästen. Ganz anders sieht es im Städtetourismus aus, auch wenn an den Wochenenden wieder erste Gäste kommen. „Die Buchungslage in den Stadthotels liegt derzeit bei rund zehn Prozent des sonst üblichen Niveaus“, es hätten auch noch nicht alle Hotels aufgesperrt, obwohl sie das seit 29. Mai wieder dürften. Warum Städte wie Wien oder Salzburg gemieden würde habe zwei Gründe: zum einen fehlen große Kulturveranstaltungen, zum anderen hätten Gäste noch Angst vor großen Menschenansammlungen, die es naturgemäß eher in den Städten als an Seen oder auf Almen gebe.

 

Die Stadt Salzburg wird daher ihr Hauptaugenmerk in nächster Zeit auf Österreicher und Deutsche legen, „Österreicher sind ja unsere stärkste Nation mit 740.000 Übernachtungen. Dass die Salzburger Festspiele stattfinden, wenn auch mit einem stark reduzierten Programm, begrüßt Brugger, „darauf warten die Leute“. Auch wenn im August statt 260.000 Karten wie im letzten Jahr heuer nur 110.000 Karten zur Verfügung stünden wäre es doch „eines der wenigen Kulturfestivals in diesem Sommer“. Zumindest Deutsche, Schweizer und Österreicher würden dann wieder in die Stadt kommen und im Durchschnitt drei bis vier Tage bleiben.

 

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„Der Städtetourismus wird nur langsam wieder in Schwung kommen“, sagt Bert Brugger, der Chef der Stadt Salzburg Tourismusgesellschaft.

Fernmärkte bleiben länger aus

 

Länger verzichten müssen wird Salzburgs Hotellerie auf Gäste aus den USA und Asien, „die Flugverbindungen werden erst langsam wieder aufgebaut und Amerikaner haben noch große Angst, sie sehen ja vor ihrer Haustür wie gefährlich das Corona-Virus sein kann“, so Brugger. Dass sie sich vor ihrem Österreich-Urlaub noch stundenlang in ein enges Flugzeug setzen müssen sei für manche auch eher abschreckend.
Bis zum März 2020 jagte die Stadt Jahr für Jahr von einem Übernachtungsrekord zum nächsten, zuletzt waren es 3,3 Millionen im Jahr 2019, und die Kritik am Overtourism wurde immer lauter. Am 15. März wurde es plötzlich ganz still, alle Hotels mussten schließen und ihre Gäste nach Hause schicken. Dass sich der Städtetourismus trotz der vielen Lockerungen schnell erholen wird glaubt Brugger indes nicht. Er geht davon aus, dass es vor Mitte 2021 keinen Impfstoff geben wird, „bis dann alle soweit geimpft sind wird es Mitte 2022 sein, dann werden alle unbeschwert reisen können, die sich impfen lassen wollen“. Erst ab Mitte 2022 könne der Städtetourismus wieder zu Wachsen beginnen, „allerdings auf niedrigerem Niveau, die Vor-Corona-Zahlen könnten wir frühestens Mitte 2024 wieder erreichen“, schätzt der Tourismus-Chef der Stadt. Salzburg bleibe eine attraktive Stadt, wie sich der Städtetourismus allgemein in den nächsten Jahren entwickle werde auch vom Angebot abhängen, also welche Alternativen die Gäste entdecken.

 

Kongresse abhängig von Kapazitäten des Gesundheitsamtes

 

Die Stadthotellerie lebt auch von Kongressen und Messen, auch diese waren seit dem 15. März nicht mehr möglich. Eine neue  Lockerungsverordnung des Österreichischen Gesundheitsministeriums erlaubt diese nun wieder seit dem 15. Juni, allerdings muss die Bezirkshauptmannschaft ein vorzulegendes Hygienekonzept genehmigen. Diese müssen aktuelle Fallzahlen in der Region ebenso berücksichtigen wie die Kapazitäten des zuständigen Gesundheitsamtes, wenn im Fall einer Funktion möglicherweise tausende Kontaktpersonen verständigt und möglicherweise in Quarantäne geschickt werden müssen. Im Salzburger Kongresshaus werden in diesem Corona-Jahr von rund 100 geplanten Kongressen und Messen nur 30 bis 50 übrigbleiben, darunter auch eintägige Tagungen und Firmenveranstaltungen. „Das Kongressgeschäft wird Ende August wieder losgehen, auch wenn wir manche internationale Kongresse verloren haben“, sagt Kongress-Geschäftsführer Brugger.

[Salzburg] Interview

15.06.2020/11 Uhr

Cancelled forever

 

„Aus“ für Flugstrecke Salzburg-Wien

 

Wirtschaft und Landeshauptmann sehen Salzburg beschädigt, Bayerische Fluglärmgegner: „Endlich“

 

Von Michael Hudelist

 

Salzburg. Das Corona-Rettungspaket für die AUA hat neben dem österreichischen Lufthansa-Ableger vorallem das Flugdrehkreuz Wien gesichert, für den Flughafen Salzburg bedeutet es das Gegenteil: nach 60 Jahren wird die Kurzstrecke Salzburg-Wien nicht mehr bedient. Es soll eine Bedingung der Grünen in der Bundesregierung für die Zustimmung zum Steuermillionen  gewesen sein. Landeshauptmann Wilfried Haslauer spricht von einem „schweren Verlust“, der Flughafen Salzburg habe mit dem bayerischen Raum ein Einzugsgebiet von einer Million Menschen, die würden sich jetzt in Richtung München orientieren, „eine Million Fluggäste sind damit für die AUA und damit auch für Wien verloren“.

 

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Foto: Austrian

 

Mit 450 Millionen Euro vom Staat sollen die Austrian Airlines nach dem Corona-Lockdown wieder abheben können, davon rund 150 Millionen Euro  direkter Zuschuss. Die Grünen in der Bundesregierung knüpften allerdings zwei Bedingungen an das Paket, erstens: ein Flugticket dürfe in Zukunft bei allen Fluglinien nicht weniger  als 40 Euro kosten, mit dieser Anti-Dumping-Regelung soll verhindert werden, dass Tickets unterhalb der Steuern und Gebühren verkauft werden. Und, zweite Bedingung, Kurzstreckenflüge wie zum Beispiel Salzburg-Wien werden gestrichen und sollen von der Bahn ersetzt werden.

 

Der Anti-Fluglärm-Verband in Freilassing begrüßt naturgemäß das Ende der frühen AUA-Verbindung, „wir haben das schon immer gefordert, und in Österreich gibt es zwischen Salzburg und Wien wirklich sehr gute  Zugverbindungen“, freut sich Robert Judl vom Schutzverband Rupertiwinkel. Er hoffe jetzt nur, dass nicht ein anderer Billigflieger diese Kurzstrecke übernimmt, so Judl weiter. Dass Geschäftsreisende jetzt nach München ausweichen  um internationale Drehkreuze  wie Frankfurt zu erreichen stört ihn nicht, „es wird ja auch nach München bald gute Bahnverbindungen geben“. Judl begrüßt ausdrücklich auch das geplante Anti-Dumping-Gesetz der Österreichischen Bundesregierung, „Fliegen soll das kosten was es eben kostet“, die Vielfliegerei müsse ein Ende haben, und spätestens seit der Corona-Krise hätten viele Unternehmen die Vorteile von Videokonferenzen kennengelernt.

 

In Salzburg fallen die Reaktionen zum „Aus“ der Kurzstrecke Salzburg-Wien unterschiedlich aus, von „richtiger, klimapolitischer Weichenstellung“, so die Grünen, bis „das spielt München und Frankfurt in die Hände“, so die Wirtschaft. Der neue Salzburger Wirtschaftskammerpräsident Peter Buchmüller meint „Klimaschutz ist wichtig, der Salzburg Airport ist das aber auch“. Die Grünen hätten sich  „mit ihrem jahrelangen Wettern gegen Kurzstreckenflüge durchgesetzt“ und damit den Flughafen in Maxglan geschwächt, Geschäftsreisende hätten nun keine Chance mehr auf wichtige Anschlussflüge von Wien aus, der erste Railjet von Salzburg aus erreiche Wien-Schwechat zu spät. Derzeit startet der erste Railjet des Tages in Richtung Wien kurz nach 6 Uhr am Salzburger Hauptbahnhof ist trifft kurz vor 9 Uhr in Wien-Schwechat ein. Für Buchmüller ist das „Aus“ der Kurzstrecke nach Wien „inmitten einer schweren Wirtschaftskrise“ unverständlich. Die Arbeiterkammer als eine Art Gewerkschaft weist darauf hin, dass der Flughafen 370 Arbeitsplätze bietet und über 4000 Jobs im Bundesland sichere, darin sind allerdings auch Jobs in der Tourismusbranche eingerechnet.

 

Taxi billiger als Flugticket

 

Die Grünen im Bund und im Land Salzburg bemühen sich indes ihren „Sieg“ weiter argumentativ zu verkaufen. Grünen Verkehrsministerin Leonore Gewessler ist überzeugt, dass das Rettungspaket mit grüner Handschrift das Sichern von Arbeitsplätzen und „deutliche Schritte Richtung Umweltschutz“ unter einen Hut gebracht hätten. Salzburgs Grünen-Chef Heinrich Schellhorn begrüßt vor allem auch das geplante Anti-Dumping-Gesetz, „es kann weder fair noch umweltverträglich sein wenn das Taxi zum Flughafen mehr kostet als das Flugticket“. Mit der  Kurzstrecke Salzburg-Wien hätte auch die AUA keine Gewinne mehr eingeflogen, auch andere Anbieter würden diese Strecke von der AUA nicht übernehmen wollen.

 

[Salzburg] PA, Eigenrecherche

10.06.2020/10 Uhr

Kreisverkehr am Lieferinger Spitz?

 

Ausbau Münchner Bundesstraße wie geplant im Herbst 2020

 

Von Michael Hudelist

 

Salzburg. Trotz Corona und derzeit sehr viel weniger Verkehr auf der Münchner Bundesstraße hält das Land am geplanten Ausbau der Münchner Bundesstraße zwischen Salzburg-Mitte und Merkur-Markt fest, Baubeginn soll in diesem Herbst sein. „Die Grundablösen sind soweit abgeschlossen, es laufen noch Gespräche zu Kreuzungsvarianten am Lieferinger Spitz“ heißt es aus dem Büro von Verkehrslandesrat Stefan Schnöll.

 

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Auch wenn Einreisekontrollen und Sperrgitter an der Saalbrücke verschwunden sind läuft der Verkehr auf der Münchner Bundesstraße noch sehr ruhig, das könnte sich ab dem 16. Juni ändern, wenn die Einreise nach Deutschland wieder ohne Corona-Bedingungen möglich ist.

 

Beim ‚Lieferinger Spitz‘, da wo früher der „R“-Bus nach Freilassing startete, werde noch über die Form der Kreuzung diskutiert, ein Kreisverkehr ist möglich, würde aber zusätzlich Fläche brauchen. „Hier steht auch noch ein Gespräch mit dem Grundstückseigentümer aus, das wegen Corona verschoben wurde, eine Entscheidung wird vor dem Sommer fallen“. Der Baubeginn sei wie geplant im Herbst 2020, im Landesbudget sind in diesem Jahr rund 500.000 Euro für den Ausbau reserviert. Der Rest der kolportierten Baukosten von zwei Millionen Euro wird wohl im Budget 2021 unterzubringen sein.

 

Vereinbart wurde der Ausbau des fehlenden, letzten Drittels der Münchner Bundesstraße bereits im Vorjahr zwischen Schnöll und Salzburgs Bürgermeister Harry Preuner. Freilassings Alt-Bürgermeister Josef Flatscher meinte im Februar 2019 noch, er würde sich freuen, wenn der Spatenstich noch in seine Amtszeit fallen würde. Diese „Freude“ war ihm doch nicht vergönnt. Überhaupt war die Münchner Bundesstraße seit dem Start der deutschen und österreichischen Einreisekontrollen nicht wieder zu erkennen, oft war man auch tagsüber zwischen der Saalbrücke und Salzburg-Mitte alleine unterwegs. Seit dem Ende der österreichischen Einreisekontrollen hat der Verkehr zwar wieder zugenommen, ist aber immer noch weit entfernt von Vor-Corona-Zeiten, also sich rund 30.000 Pendler vor allem wegen dem Nadelöhr Lieferinger Spitz stadteinwärts stauten.

 

Die Münchner Bundesstraße wurde bisher in zwei Etappen ausgebaut, 2007 zwischen dem Grenzübergang Saalbrücke und der Eugen-Müller-Straße, fortgesetzt wurde der vierspurige Ausbau dann 2014 zwischen der Eugen-Müller-Straße und der Bichlfeldstraße auf Höhe des Merkur Marktes. Jetzt fehlen noch rund 650 Meter über den Lieferinger Spitz hinaus bis zum Kreisverkehr Salzburg-Mitte. Verzögert hatte den Ausbau auch die Ablöse des Bierbrunnens, dessen Eigentümer nur zustimmen wollte, wenn er auf der verbleibenden Fläche ein höheres Haus bauen dürfe. Einer der zahlreichen Schnöll-Vorgänger hatte den Baubeginn für das fehlende Stück für 2018 versprochen.

 

[Salzburg] Eigenrecherche

09.06.2020/10.30

Salzburg macht Tempo beim Rad-Schnellweg

 

Land Salzburg zeigt erste Modelle für Saalach-Radbrücke nach Freilassing

 

Von Michael Hudelist

 

Salzburg, Freilassing. Die Zahl der Bus- und Bahnbenutzer ist seit der Corona-Krise deutlich zurückgegangen, Betreiber sprechen nach wie vor von bis zu 50 Prozent weniger Fahrgästen. Gestiegen ist hingegen der Anteil der Radfahrer, das sah man bis Anfang Juni auch deutlich auf der Saalbrücke, als sich vor der österreichischen Einreisekontrolle nicht nur Autos, sondern auch Fahrräder stauten. Jetzt soll die Rad-Verbindung zwischen Salzburg und Freilassing noch schneller werden, durch eine Radbrücke an der Eisenbahnbrücke über die Saalach.

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Einen Radweg gleich beim Bau der neuen Eisenbahnbrücke für das 3. Gleis einzuplanen und zu bauen war schlichtweg verschlafen worden, später hieß es offiziell, dass die Baupläne für die Bahnbrücke völlig umgearbeitet und damit noch einmal neu eingereicht hätten werden müssten, die Verantwortung für diese neuerliche Verzögerung wollte niemand übernehmen.

 

Bei einem ersten Zusammentreffen zwischen Salzburgs Verkehrslandesrat Stefan Schnöll und Freilassings neuem Bürgermeister Markus Hiebl hat das Land Salzburg erstmals mögliche Brückenmodelle präsentiert, die alle an der Nordseite der Eisenbahnbrücke verlaufen sollen. Die Biker vom Radweg entlang der Bahnstrecke kommend würden sich so einen Umweg von knapp vier Minuten über die Saalbrücke oder den Fußweg über das Kraftwerk Rott sparen. Der gesamte Ausbau und Neubau einer Radbrücke wurde 2018 mit rund 3,8 Millionen Euro angegeben, den meisten Stadträten war im April 2018 der Anteil der Stadt Freilassing, rund eine Million Euro, „zu viel für vier Minuten Zeitersparnis“.

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Land setzt auf Radwege

 

Das Land Salzburg setzt hingegen auf den Radwegeausbau und hat in den letzten beiden Jahren das Rad-Budget verdreifacht, ein Ziel sei dabei auch mehr Rad-Highways zu bauen um so mehr Autofahrer zum Umsteigen zu bewegen. „Wir sind deshalb auch beim Premiumradweg nach Freilassing enorm dahinter und werden für die Planung einen großen Anteil der Kosten übernehmen“, so Salzburgs Verkehrslandesrat. Freilassings Bürgermeister bestätigt entsprechende Gespräche mit Schnöll, dabei sei es nicht nur um den Radschnellweg zwischen Salzburg und Freilassing gegangen sondern auch um eine Brücke zwischen Anthering und  Saaldorf-Surheim. „Wichtig dabei ist, dass wir diese beiden Brücken im Gesamtkontext des Berchtesgadener Landes und des Salzburg Landes betrachten“, so Hiebl im Anschluss an die Gespräche in Salzburg, „auf Freilassinger Seite stellt deshalb eine Weiterführung des Radwegs in den Süden des Landkreises nach Bad Reichenhall und in den Norden nach Saaldorf-Surheim eine realistische Möglichkeit dar“.

 

Vier Minuten Zeitersparnis

 

Eine Machbarkeitsstudie hatte den Radschnellweg mit der Brücke über die Saalach als „die kürzeste, sinnvollste und am besten geeignetste Route“  dargestellt. Derzeit beträgt die Fahrzeit bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit 24 Minuten für die 6,9 Kilometer lange Strecke vom Franz-Josef-Kai bis zur Reichenhaller Straße in Freilassing, mit dem Umweg über das Kraftwerk Rott oder die Saalbrücke. Beim Bau einer eigenen Radwegebrücke direkt neben der alten Eisenbahnbrücke würde sich die Strecke auf 5,7 Kilometer verkürzen, die Fahrzeit würde dann 20 Minuten betragen. In der Studie wird  zudem ein deutliches Verlagerungspotential vom Motorisierten Individualverkehr auf das Rad vorhergesagt.

 

[Salzburg] Eigenrecherche

07.06.2020/11 Uhr