Salzburgs Skigebiete wollen eigene booking.com-Plattform
Bahnen kritisieren Touristen-Bashing, Angst vor deutscher Wirtschaftskrise
– Von Michael Hudelist –
Salzburg. „Darf’s a bisserl mehr sein?“, nach diesem Motto wollen Salzburgs Liftunternehmen eine eigene Buchungsplattform nach dem Vorbild von booking.com aufziehen, „das heißt, wenn ein Gast in einem Hotel bucht kann er gleichzeitig auch das Seilbahntickets, Skikurse, Skiausrüstung und vieles mehr bestellen“, verspricht Veronika Scheffer als Obfrau der Salzburger Seilbahnunternehmen. Neben dieser Digitalisierung investieren Salzburgs Liftunternehmen auch in diesem Jahr wieder rund 150 Millionen Euro in Bahnen, Schneekanonen und Pisten.
Die negativen Schlagzeilen „vor allem in den deutschen Medien“ stecken den Seilbahnen noch in den Knochen, Anfang Januar waren im Alpenraum Massen an Schnee gefallen und hatten so zu einer Katastrophen-Berichterstattung geführt, die zu zahlreichen Stornierungen führte. Insgesamt sei der Winter 2018/2019 aber trotzdem mit einem kleinen Umsatzplus auf sehr hohem Niveau abgeschlossen worden. Damit das auch so bleibt investieren die Seilbahn-Unternehmen auch in den nächsten Jahren 150 Millionen Euro pro Jahr für neue Lifte, Schneekanonen und Pisten, „pro Jahr werden wir im Pinzgau und Pongau rund zehn Lifte modernisieren um auf dem Stand der Technik zu bleiben“, so Scheffer.
Geld in die Hand nehmen wolle man aber auch bei der geplanten Digitalisierung, „der Tagesgast möchte sich ohnehin nicht mehr an der Kasse anstellen und bucht schon Online aber auch die Übernachtungsgäste sollen in Zukunft auf einer Plattform alles für einen perfekten Winterurlaub buchen können“. Ähnlich wie bei Amazon und Co. sollen Übernachtungsgäste nach der Buchung eines Hotelzimmers gefragt werden „Brauchen Sie auch einen Skilehrer?“, „Brauchen sie eine Ausrüstung zum Leihen“ und vieles mehr.
Bergsommer „profitiert“ vom Klimawandel
Der Sommer 2019 neigt sich dem Ende, Zahlen über die beförderten Gäste gibt es noch nicht, „insgesamt entwickelt sich der Sommer aber gut, auch dank der Klimaerwärmung“, gesteht Erich Egger von der Schmittenhöhebahn in Zell am See. Die vergangenen Sommer seien wärmer und stabiler geworden, „erinnern Sie sich an das Ende der 1970-er Jahre, Anfang der 1980-er Jahre, da waren die Sommer oft sehr kalt und verregnet“. So hätte in den letzten zehn Jahren der Sommertourismus um 20 Prozent zugelegt, der Winter im gleichen Zeitraum um 12,5 Prozent. Die Bergbahnen würden jetzt von Revisionspausen abgesehen fast schon das ganze Jahr durchfahren, die Unternehmen hätten die Angebote auf den Bergen auch deutlich ausgebaut, „heute sind Familien zum Beispiel auf Erlebniswanderwegen einige Stunden beschäftigt“. Die Folgen des Klimawandels für die Bergbahnen sind aber nicht nur positive, also vor allem im Sommer. Wärmere Winter und weniger, echter Schnee werden noch zu einer Herausforderung werden, „zumal unsere Skigebiete alle in den mittleren Höhenlagen zu finden sind“.
Obergrenze für Übernachtungsgäste?
Speziell in der Stadt, aber teilweise auch schon ein Land ist inzwischen eine Diskussion darüber entbrannt, wie viele Touristen das Bundesland noch verträgt und ein ob zielloses Weiterwachsen nicht das falsche Signal sei. Landeshauptmann Wilfried Haslauer hat in diesem Zusammenhang für das ganze Land von einer „sinnvollen Grenze“ bei 30 Millionen Übernachtungen pro Jahr gesprochen, dem wollen sich die Vertreter der Seilbahnen nicht anschließen. „Es tut mir weh wenn hier ein Gäste-Bashing betrieben wird“, so Egger, „ja, es gebe eine Spitzenbelastung an manchen Hotspots“, aber es gebe noch genug Kapazitäten und in einigen Regionen sogar Rückgänge, „und einen Verkehrsstau in Zell am See und Schüttdorf haben wir auch ohne die Gäste“. Zudem werde immer deutlicher dass die deutsche Wirtschaft kriselt „und dann kann sich die Lage in unserem Tourismusland auch wieder sehr schnell drehen“. Im gesamten Land würden sehr viele Menschen vom Tourismus leben, „ich appelliere daher an alle, mit diesem Thema sensibel umzugehen.