„Darf’s a bisserl mehr sein?“

Salzburgs Skigebiete wollen eigene booking.com-Plattform

 

Bahnen kritisieren Touristen-Bashing, Angst vor deutscher Wirtschaftskrise

 

– Von Michael Hudelist –

 

Salzburg. „Darf’s a bisserl mehr sein?“, nach diesem Motto wollen Salzburgs Liftunternehmen eine eigene Buchungsplattform nach dem Vorbild von booking.com aufziehen, „das heißt, wenn ein Gast in einem Hotel bucht kann er gleichzeitig auch das Seilbahntickets, Skikurse, Skiausrüstung und vieles mehr bestellen“, verspricht Veronika Scheffer als Obfrau der Salzburger Seilbahnunternehmen.  Neben dieser Digitalisierung investieren Salzburgs Liftunternehmen auch in diesem Jahr wieder rund 150 Millionen Euro in Bahnen, Schneekanonen und Pisten.

Schmitten Zell am See Jan2014_hudelist(2)
Die Schmitten als Hausberg in Zell am See profitiert im Sommer vom wärmeren Klima, in den Wintern garantiert oft nur der Kunstschnee den Start in die Skisaison. (Archivfoto)

Die negativen Schlagzeilen „vor allem in den deutschen Medien“ stecken den Seilbahnen noch in den Knochen, Anfang Januar waren im Alpenraum Massen an Schnee gefallen und hatten so zu einer Katastrophen-Berichterstattung geführt, die zu zahlreichen Stornierungen führte. Insgesamt sei der Winter 2018/2019 aber trotzdem mit einem kleinen Umsatzplus auf sehr hohem Niveau abgeschlossen worden. Damit das auch so bleibt investieren die Seilbahn-Unternehmen auch in den nächsten Jahren 150 Millionen Euro pro Jahr für neue Lifte, Schneekanonen und Pisten, „pro Jahr werden wir im Pinzgau und Pongau rund zehn Lifte modernisieren um auf dem Stand der Technik zu bleiben“, so Scheffer.

Geld in die Hand nehmen wolle man aber auch bei der geplanten  Digitalisierung, „der Tagesgast möchte sich ohnehin nicht mehr an der Kasse anstellen und bucht schon Online aber auch die Übernachtungsgäste sollen in Zukunft auf einer Plattform alles für einen perfekten Winterurlaub buchen können“. Ähnlich wie bei Amazon und Co. sollen Übernachtungsgäste nach der Buchung eines Hotelzimmers gefragt werden „Brauchen Sie auch einen Skilehrer?“, „Brauchen sie eine Ausrüstung zum Leihen“ und vieles mehr.

Egger Thomas Schmittenbahn_wildbildBergsommer „profitiert“ vom Klimawandel

 

Der Sommer 2019 neigt sich dem Ende, Zahlen über die beförderten Gäste gibt es noch nicht, „insgesamt entwickelt sich der Sommer aber gut, auch dank der Klimaerwärmung“, gesteht Erich Egger von der Schmittenhöhebahn in Zell am See. Die vergangenen Sommer seien wärmer und stabiler geworden, „erinnern Sie sich an das Ende der 1970-er Jahre, Anfang der 1980-er Jahre, da waren die Sommer oft sehr kalt und verregnet“. So hätte in den letzten zehn Jahren der Sommertourismus um 20 Prozent zugelegt, der Winter im gleichen Zeitraum um 12,5 Prozent. Die Bergbahnen würden jetzt von Revisionspausen abgesehen fast schon das ganze Jahr durchfahren, die Unternehmen hätten die Angebote auf den Bergen auch deutlich ausgebaut, „heute sind Familien zum Beispiel auf Erlebniswanderwegen einige Stunden beschäftigt“. Die Folgen des Klimawandels für die Bergbahnen sind aber nicht nur positive, also vor allem im Sommer. Wärmere Winter und weniger, echter Schnee werden noch zu einer Herausforderung werden, „zumal unsere Skigebiete alle in den mittleren Höhenlagen zu finden sind“.


Obergrenze für Übernachtungsgäste?

 

Speziell in der Stadt, aber teilweise auch schon ein Land ist inzwischen eine Diskussion darüber entbrannt, wie viele Touristen das Bundesland noch verträgt und ein ob zielloses Weiterwachsen nicht das falsche Signal sei. Landeshauptmann Wilfried Haslauer hat in diesem Zusammenhang für das ganze Land von einer „sinnvollen Grenze“ bei 30 Millionen Übernachtungen pro Jahr gesprochen, dem wollen sich die Vertreter der Seilbahnen nicht anschließen. „Es tut mir weh wenn hier ein Gäste-Bashing betrieben wird“, so Egger, „ja, es gebe eine Spitzenbelastung an manchen Hotspots“, aber es gebe noch genug Kapazitäten und in einigen Regionen sogar Rückgänge, „und einen Verkehrsstau in Zell am See und Schüttdorf haben wir auch ohne die Gäste“. Zudem werde immer deutlicher dass die deutsche Wirtschaft kriselt „und dann kann sich die Lage in unserem Tourismusland auch wieder sehr schnell drehen“. Im gesamten Land würden sehr viele Menschen vom Tourismus leben, „ich appelliere daher an alle, mit diesem Thema sensibel umzugehen. 

Schnöll fordert Mautbefreiung für stadtnahe Autobahn

 

ÖVP will Kiefersfelden bis Kufstein-Süd wieder Mautfrei, Minister dagegen

 

– Von Michael Hudelist –

 

Salzburg, Kufstein. Die bevorstehende Nationalratswahl könnte als Wahlzuckerl für die staugeplagte Stadt Kufstein wieder eine Mautbefreiung von Kiefersfelden bis Kufstein-Süd bringen. Diese war erst 2013 abgeschafft worden, seither quälen sich vor allem im Winter Blechkarawanen durch die Stadt. Jetzt wittert auch Salzburgs Verkehrslandesrat Stefan Schnöll Morgenluft und will für die stadtnahen Bereiche der Westautobahn, sowie der Tauernautobahn eine Mautbefreiung. „Bei den nächsten Regierungsverhandlungen in Wien werden wir das zum Thema machen“, so Schnöll am Montag am Rande einer Pressekonferenz, von wo bis wo er sich eine Mautbefreiung wünscht will er noch nicht sagen.

 

Maut Schilder Walserberg Sbg-Mitte(3) 

Zurück zur jahrelangen Ausnahme Kufstein, dort fordert der Bürgermeister erneut die Befreiung und erhielt prompt Schützenhilfe von Tirols Landeshauptmann Günther Platter. Für ihn seien die wiedereingeführte Vignettenplicht und die Grenzkontrollen seit dem Herbst 2015 die beiden Hauptgründe für die Staus im Raum Kufstein. Sein Parteikollege Sebastian Kurz habe ihm eine rasche Lösung zugesagt, er, Platter, rechnet jetzt damit, dass die ÖVP noch in der letzten Nationalratssitzung vor den Wahlen am 29. September einen entsprechenden Initiativantrag im Nationalrat einbringen wird, der auch von anderen Parteien unterstützt werden würde.

 

Österreichs Verkehrsminister Andreas Reichhardt, der wie die gesamte Bundesregierung nur übergangsweise im Amt ist, ist  allerdings dagegen und  befürchtet einen Dominoeffekt auf andere Grenzregionen, wie das Beispiel Salzburg beweist. Bereits mehrere Regionen hätten Anträge auf eine Mautbefreiung gestellt, diese würden in Summe rund 300 Kilometer betragen. Von früheren Verkehrsministern war eine Befreiung ebenfalls mit dem Hinweis auf Wünsche weiterer Regionen abgelehnt worden, auch die Stadt Wien könnte für ihre de facto Stadtautobahnen dann eine Mautbefreiung mit dem Hinweis auf eine Entlastung der städtischen Straßen fordern.

 

Die ‚Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft‘, kurz Asfinag, ist zu 100 Prozent im Besitz der Republik Österreich, 2018 haben alleine die kilometerabhängigen LKW- und Bus-Mauten fast 1,5 Milliarden Euro in die Asfinag-Kasse gespült, der Verkauf der PKW-Vignetten – Klebevignette und digital – brachte 502 Millionen Euro, die Sondermauten wie zum Beispiel für die Tauernstrecke oder den Brenner noch einmal 189 Mio. Euro. Gegenüber 2017 sind die Einnahmen jeweils um rund 6,5 Prozent gestiegen.

 

[Salzburg] PK, Eigenrecherche

09.09.2019 / 14 Uhr

 

Abfahrtssperren im nächsten Jahr auch an Pfingsten

 

Private Security soll A10-Abfahrten kontrollieren – „Nächsten Sommer keine Grenzkontrollen mehr?“

 

– Von Michael Hudelist –

 

Salzburg. Die Abfahrtssperren von der Tauernautobahn in diesem Sommer hätten die Gemeinden entlang der A10 deutlich entlastet, „wir werden im nächsten Jahr auch schon an Pfingsten diese Sperren aktivieren“, so Verkehrslandesrat Stefan Schnöll bei seiner Bilanz des Sommerreiseverkehrs. Auch die dritte Spur bei den Grenzkontrollen am Walserberg habe lange Rückstaus wie noch 2018 verhindert. Kritik der Deutschen Bundespolizei, wonach die Zuführung zur dritten Spur nicht funktioniere, kann Schnöll nicht nachvollziehen, „wir haben das über die Asfinag-Kameras genau beobachtet“.

Schild Fahrverbot Autobahn Abfahrt(2)

 

Mit zahlreichen Maßnahmen hat es das Land Salzburg  augenscheinlich geschafft, in diesem Sommer den Reiseverkehr auf der Tauernautobahn in beiden Richtungen flüssiger zu gestalten, extrem lange Staus wie 2018 blieben aus. So wurde zum Beispiel die Mautstelle in St. Michael ausgebaut, es gab keine Blockabfertigungen vor den Tunnels und die von Salzburg geforderte dritte Abfertigungsspur am Walserberg wurde doch noch rechtzeitig vor der Reisesaison fertig. „Es hat natürlich einige Zeit gebraucht, bis die Lkw-Fahrer unter der Woche und die Pkw-Fahrer am Wochenende die dritte Spur angenommen haben, aber im Laufe der Wochen hat sie immer besser funktioniert“, so Schnöll. Im Gegensatz dazu hatte die Bundespolizei vergangene Woche beklagt, dass die Zuführung zur dritten Spur nicht optimal funktioniere und dazu entsprechende Luftaufnahmen gezeigt. Schnöll hingegen bleibt dabei, „ohne dritte Spur wären die Grenzstaus länger gewesen und es hätte mehr Ausweichverkehr durch Wals und Grödig gegeben“. Schnöll zeigt in diesem Zusammenhang auch „wenig Verständnis“ dafür, dass die Bundesrepublik die Grenzkontrollen zwischen Bayern und Österreich um weitere sechs Monate verlängern will, „aber wir müssen mit der Situation umgehen und weiter Druck machen, dass die stationären Kontrollen enden und stattdessen ein sensibleres Grenzmanagement mit Schleierfahndern kommt“, auch einige deutsche Politiker würden ihn dabei unterstützen. „Ich werde alles tun dass es im nächsten Sommer vorbei ist“, wagt Schnöll eine Vorhersage zur Zukunft der 24-Stunden-Kontrollen am Walserberg.

Security für Abfahrtssperren

Die heuer ursprünglich bis 18. August angeordneten  Abfahrtssperren für alle Ausfahrten entlang der A10 zwischen Puch-Urstein und Zederhaus im Lungau wurden kurzerhand bis Sonntag verlängert, im nächsten Jahr sollen sie nicht nur in den gesamten Sommerferien gelten, sondern auch am Pfingstwochenende, „das traditionell stärkste Reisewochenende“, so Schnöll. Eine Sperre der Abfahrten in den Winterferien, wie in Tirol geplant, wird es in Salzburg aber nicht geben. Mit den sommerlichen Abfahrtssperren habe man Pionierarbeit geleistet, sie hätten in allen Gemeinden entlang der Tauernautobahn eine große Erleichterung gebracht, der in den vergangenen Jahren übliche Ausweichverkehr sei ausgeblieben. „50 Prozent aller Navis haben die Sperren angezeigt, nur bei Google-Maps haben wir es heuer noch nicht geschafft“. Die Polizei habe in diesem Sommer das Einhalten der Abfahrtssperren nur punktuell kontrolliert, „im nächsten Sommer soll ein privates Sicherheitsunternehmen diese Aufgabe übernehmen“, kündigt Schnöll an.

In Richtung Süden habe auch eine bessere Abfertigung an der Mautstelle St. Michael dazu beigetragen, dass die Staus vor den Mautschranken kürzer gewesen seien. So seien in den Jahren zuvor in Spitzenzeiten 2.260 Fahrzeuge pro Stunde abgefertigt worden, in diesem Sommer seien es knapp 2.450 gewesen.

 

[Salzburg] PK, Eigenreche

09.09.2019/10 Uhr