Mehr Bahnhof, mehr Geschäfte, mehr Plätze

Stadtplaner will „Nord-Süd-Aufteilung“ auflösen und Bahnhof an die Innenstadt anbinden.

 

– Von Michael Hudelist –

 

Freilassing. Eine „Bahnhofsspange“ mit einem neugestalteten Bahnhof, einer verlegten Rupertusstraße und einem neuen Platz am Ende der Lindenstraße ist nur eine der zahlreichen Ideen, die Stadtplaner Martin Schirmer am Mittwochabend den Freilassingern im Rahmen einer Bürgerwerkstatt präsentiert hat. „Der Bahnhof muss mit der Innenstadt verknüpft werden, denn diese ist ja eigentlich am Rande der Stadt ohne Fleisch rundherum“, so Schirmer. Rund 150 Besucher bewerteten die Vorschläge in Diskussionsrunden durchwegs positiv.

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Die Vorsitzende des Wirtschaftsforums, Anni Klinger, ist begeistert von der Idee, anstelle der jetzigen Rupertusstraße neue Geschäftsflächen zu schaffen.  

 

 

Bereits seit 2012 wird an einem Stadtentwicklungsplan gearbeitet, seit vergangenem Jahr gibt es einen Masterplan für die Innenstadt, dem nun auch der Bahnhof zugeordnet wurde. Das gesamte Bahnhofsumfeld macht Schirmer als einen großen Schwachpunkt aus, die Bahntrasse sieht er als trennenden Korridor, der Freilassing in zwei Abschnitte teilt, wie im Übrigen auch die Münchener Straße. „Wichtig ist, dass wir den Bahnhof mit der Innenstadt verknüpfen“, so Schirmer. Die sogenannte Innenstadt, also im Kern die Hauptstraße und die Lindenstraße, sei ja eigentlich am Rande der Stadt, „und da ist wenig Fleisch rundherum, also wenig Wohnbevölkerung.“ Ziel müsse es also sein, „die Seitenflanken der Innenstadt zu erschließen“. Neben der Anbindung des Bahnhofes könnte auch das neue Quartier am Sonnenfeld ein Frequenzbringer für die Innenstadt werden, wenn es gut genug verbunden wird. Auch leer stehende Grundstücke an der Salzburger Straße und der Rupertusstraße seien extrem wertvolle Plätze, um  die Innenstadt zu beleben.

„Hotel am Bahnhof verkraftbar“

Für den Bahnhof selbst gibt es bereits einen eigenen Plan, der unter anderem ein Park-and-Ride Parkhaus, ein neues Bahnhofsgebäude inklusive kleinen Geschäften und ein fünf- bis siebenstöckiges Hotel auf dem Platz des früheren Postgebäudes vorsieht. „Die Lage direkt am Bahnhof wäre für ein Hotel ideal, und an dieser Stelle ist ein höheres Gebäude durchaus verkraftbar“, sagt Schirmer, auch unter dem Aspekt, „dass, mit Verlaub, Freilassing als zentrumsnaher Stadtteil von Salzburg gesehen werden kann“. Schirmer spricht sich bei dieser Gelegenheit gegen ein Einkaufszentrum auf dem Areal aus, „dazu ist hier zu wenig Fleisch, also zu wenig Bewohner, man hätte dann auf beiden Seiten des Bahnhofes nur eine schlechte Hälfte“.

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Der gesamte Bahnhofsbereich ist bereits verplant, neben einem Parkhaus und einem neuen Bahnhofsgebäude könnte auch ein Hotel entstehen.

 

Entree für die Stadt

Neu ist die Idee, die Rupertusstraße auf der Nordseite des Bahnhofs direkt an die Bahngleise zu verlegen, damit könnten neue Flächen frei geschaufelt werden, die dann für Wohnen, Geschäfte und Dienstleistungen, sowie zum Beispiel für ein Ärztehaus zur Verfügung stünden. Im Verlegen der Rupertusstraße sieht der Stadtplaner noch eine große Chance, am Ende der Lindenstraße könnte ein neuer Platz entstehen, der Lindenplatz. „Für alle die mit der Bahn nach Freilassing kommen wäre dieser Platz eine wunderbare Empfangsgeste“. Wenn die Rupertusstraße nicht nur im Bereich der Lindenstraße verlegt wird sondern gleich bis zum Kreisverkehr beim Penny-Markt, würden zudem weitere, neue Flächen geschaffen, die für neue Wohn- und Geschäftsgebäude genutzt werden könnten. Eine Machbarkeitsstudie soll klären, wie dieses mögliche, neue Bau-Areal für Investoren interessant gemacht werden kann.

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Für den Norden des Bahnhofs schlägt der Stadtplaner vor, die Rupertusstraße direkt an die Bahngleise zu verlegen und so Platz zu schaffen für Wohn- und Dienstleistungsgebäude, sowie einen neuen Platz.

 

Begeistert von der Idee der neuen Geschäftszeile zwischen der Lindenstraße und dem Kreisverkehr an Stelle der jetzigen Rupertusstraße zeigte sich Anni Klinger vom Wirtschaftsforum. „Die Stadt braucht neue, größere Verkaufsflächen und Magnetbetriebe“, so Klinger, der Bekleidungsfilialist C&A habe die Erwartungen als Frequenzbringer nicht erfüllt.

Weitere Ideen des Stadtplaners, unter anderem zum Salzburger Platz und den möglichen Neubauten der beiden Geldinstitute lesen Sie demnächst, hier.

Autoexperte: Stickoxid-Belastete umsiedeln

„Deutsche Autoindustrie verschläft Mega-Trends“

 

– Von Michael Hudelist –

 

Anger. Die Automobilindustrie steht vor einem gewaltigen Umbruch, unabhängig von der aktuellen Diskussion über Dieselfahrzeuge. Zahlreiche Megatrends wie zum Beispiel der ungebremste Zuzug in die Städte wird auch die Mobilität entscheidend verändern, so Kersten Janik, Kenner der Automobilindustrie und Referent bei der IHK-Gremiums-Sitzung des Landkreises im Porsche-Traumwerk.

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In China sind im letzten Jahrzehnt 300 Millionen Menschen aus der Armut in einen Wohlstand gekommen und haben sich motorisiert, „in den nächsten 50 Jahren wird die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten leben“. Zudem würden schon derzeit 18 Millionen Singles im Bundesgebiet acht Millionen Familien gegenüberstehen, „immer mehr Frauen treffen Kaufentscheidungen und beim Autokauf steht immer mehr der Faktor Spaß im Vordergrund“, so Janik, der unter anderem Werkleiter bei Bosch war.

Derzeit würde viel über das vermeintliche Ende des Verbrennungsmotors diskutiert, obwohl in Deutschland zum Beispiel drei von vier Fahrzeugen mit Diesel betrieben werden. „Dieselmotoren sind derzeit von der Ökologie und Wirtschaftlichkeit her das Beste“, so der Autoexperte und Berater der Automobilindustrie. In Zukunft werde es einen Mix aus Verbrennungs- und Elektromotoren geben, Hybridsysteme würden sich nicht durchsetzen.

Luft sauber genug?

Nach Ansicht von Janik habe sich die Luftbelastung in den vergangenen 10 Jahren in den deutschen Großstädten halbiert, „es ist sauber, aber eben noch nicht sauber genug“. Man müsse noch vier, fünf Jahre Geduld haben, Bewohnern in den Großstädten, die tatsächlich an Stickoxiden leiden sei am besten damit geholfen, „dass man sie ins Grüne umsiedelt, das käme weit billiger als Dieselverbote für die Innenstädte“.

Megatrends bei Autos

Neben der Frage „Hat der Verbrennungsmotor eine Zukunft“ ortet der Experte zahlreiche, seiner Meinung nach wichtigere Trends. Dazu zählen neben dem autonomen Fahren auf verschiedenen Levels auch das Thema „Connected“, „denn wir wollen alle immer und überall vernetzt sein und kommunizieren“. Für den Autokäufer von morgen sei das Wichtigste, ob das Fahrzeug mit seinem Smartphone kommunizieren kann, „das haben noch nicht alle Autohersteller verstanden“. Warum sollte der Käufer von morgen 3500 Euro extra für ein Navi zahlen wenn es sein Handy schon kostenlos anbiete. Weitere Trends seien, dass Autos nicht mehr unbedingt gekauft werden sondern stundenweise angemietet werden oder nur mehr nach dem „Pay per use“-System, also Bezahlen nach tatsächlicher Verwendung.

Fakten zur Autoindustrie

An der deutschen Automobilindustrie hängen derzeit rund 800.000 Arbeitsplätze, die im vergangenen Jahr einen Umsatz von 400 Milliarden Euro erwirtschaftet haben. „Nach Angaben der Deutschen Wirtschaft sind inklusive allen Zulieferern rund 1,9 Millionen Menschen von der Automobilindustrie abhängig“, so Janik. Allerdings würden die echten Autoneuheiten mittlerweile nicht mehr auf der Automesse in Frankfurt, sondern in Shanghai präsentiert. „Die neuen Automarken wie Tesla, Toshiba oder Thunder Power sind Consumer Elektronik-Riesen mit gewaltigem Know-How und Geldmassen“. Die Zukunft der deutschen Automobilindustrie sei nicht wirklich sicher, „es muss in 100 Jahren keine  Automobilindustrie mehr geben, also rate ich meinen Kunden, ‚raus aus den normalen Schuhen und rein in die Sportschuhe‘“.

 Falsches Marketing?

In der Diskussion mit den IHK-Mitgliedern wurde deutlich, dass die „Arroganz der deutschen Automobilindustrie bestraft gehört“, so eine Teilnehmerin, die Deutsche Post sei mit dem eigenen E-Klein-LKW innovativer gewesen sei als die Automobilhersteller. In den USA würden die umweltfreundlichsten Autofahrer Dieselfahrzeuge kaufen, jetzt gebe man ihnen das Gefühl, sie würden genau das Gegenteil erreichen. Abschließend versichert Kersten Janik, dass die deutschen Autohersteller eine Chance hätten, „aber sie müssen dem Kunden zuhören und dessen Wünsche umsetzen“.

 

 

 

 

Gute Chancen für Flüchtlinge am Arbeitsmarkt

IHK-Ausbildungsbus bringt Betriebe und Flüchtlinge zusammen

– Von Michael Hudelist –

Berchtesgadener Land. Über 300 Lehrberufe gibt es in Deutschland, da ist es schon für deutsche Schüler schwer, einen Überblick zu bekommen und eine Auswahl zu treffen. Für geflüchtete Jugendliche sind sowohl die meisten Berufe, als auch das duale Ausbildungssystem komplettes Neuland. Aber auch Betriebe ahnen oftmals noch nicht, welche Talente in vielen Migranten schlummern. Darum ist die Industrie- und Handelskammer jetzt mit 20 Flüchtlingen aus der Berufsschule Freilassing direkt zu drei Betrieben im Landkreis gefahren, „die Resonanz war sehr gut, sowohl auf Seiten der Betriebe, als auch auf Seiten der Flüchtlinge“, so Marie-Cathérine Rausch von der IHK. Im vergangenen Jahr haben übrigens 33 Flüchtlinge eine Ausbildung im Landkreis begonnen, in diesem Jahr dürfte die Zahl ähnlich hoch sein.

Schleifen_Asyl IHK-Ausbildungs-Bus bei PSM Protech (1)

Emanuel ist 19 Jahre alt und kommt aus Eritrea, seit zwei Jahren lebt er im Landkreis. In seiner Heimat hat er als Fliesenleger gearbeitet, allerdings ohne den Beruf wirklich gelernt zu haben. Mit dem „IHK-Ausbildungsbus“ kommt er gemeinsam mit den anderen Jugendlichen auch in die Produktionshallen und in die Lehrlingswerkstatt vom Automobilzulieferer PSM Protech. Er ist sehr neugierig, probiert sich am Schleifen eines Metallstückes und an einer Fräse, „es ist gut wenn man auch andere Berufe kennenlernt“, sagt er in einem erstaunlich guten Deutsch. Aber eigentlich möchte er Verkäufer werden, wie einige andere Jugendliche an diesem Tag auch. Ebenfalls aus Eritrea kommt Asmerum, er fühlt sich in der Lehrlingswerkstatt von PSM gleich zuhause, „ja, ich möchte Metalltechniker werden“, mit PSM in Marktschellenberg kennt er jetzt nicht nur einen guten Ausbildungsbetrieb, sondern auch schon die Ansprechpartner, dank IHK-Ausbildungsbus. Zumindest ein Praktikum ist möglich, eine fixe Lehrstelle dann vielleicht im nächsten Jahr, bis dahin kann er auch seine Deutschkenntnisse weiter verbessern.

Brahne Emanuel_Asyl IHK-Ausbildungs-Bus bei PSM Protech (3)
Emanuel aus Eritrea möchte Verkäufer werden

 

Verkäufer als Traumberuf

Am Nachmittag besuchen die Flüchtlinge neben der Annahütte in Hammerau auch noch den Hagebau-Markt in Piding, wurden dort die Verkäufer-Träume einiger Flüchtlinge Wirklichkeit? „Nicht ganz“, so Rausch, „denn wegen der vielen technischen Produkte müssen Verkäufer hier natürlich großes Fachwissen haben, aber das kann man ja alles lernen“, begeistert seien viele Flüchtlinge vorallem in der Gartenabteilung gewesen. Am Ende des Tages habe sich gezeigt, dass es viele interessante Gespräche gegeben hat und sich Praktika zumindest angebahnt haben, „die Jugendlichen blicken jetzt zumindest realistischer auf die deutsche Arbeitswelt“, so die IHK-Integrationsberaterin.

BGL bietet gute Chancen

„Viele der jungen Männer und Frauen sind heuer erst im zweiten Berufsschuljahr in Freilassing, das weitere Jahr werden sie auch noch brauchen, um ihre Deutschkenntnisse weiter zu verbessern“, sagt Rausch. Das Berchtesgadener Land ist wegen der großen Zahl der nicht besetzten Lehrstellen eine gute Chance für Flüchtlinge, auch hier gibt es eine Liste von Mangelberufen, „aber eigentlich werden in allen Branchen Auszubildende gesucht“. Asylbewerber dürfen zwar im Prinzip nicht arbeiten, aber jugendliche Flüchtlinge mit einer „guten Bleibeperspektive“ aus den Ländern Syrien, Iran und Irak, sowie Eritrea und Somalia bekommen Ausbildungsstellen von der zuständigen Ausländerbehörde im Landratsamt in der Regel genehmigt. Auch junge Afghanen können oftmals eine Ausbildung beginnen, „sie haben im letzten halben Jahr auch verstärkt grünes Licht von der Ausländerbehörde in Bad Reichenhall erhalten“. Im vergangenen Jahr haben 33 Jugendliche aus den klassischen Herkunftsländern von Flüchtlingen im Landkreis eine Lehre begonnen, heuer werden es ähnliche viele sein schätzt die IHK.

Einheimische Jugendliche erhalten in der Mittelschule zum Beispiel mit Hilfe von Berufsorientierungs-Camps einen Überblick über die rund 300 Lehrberufe und das duale Ausbildungssystem in Bayern. Ähnlich wie in Salzburg der Talente-Check bietet auch die IHK einen Online-Kompetenz-Check an, dieser wurde für geflüchtete Jugendliche noch einmal neu zusammengestellt, Online auf https://check.work/

 

 

Wohin mit Sonnenfeld-Verkehr?

Gutachter: Münchener Straße und Augustinerstraße

 

– Von Michael Hudelist –

 

Freilassing. Der zusätzliche Verkehr durch zahlreiche Neubauten im Sonnenfeld soll zum einen über die Schillerstraße (Blumen Pichler) in die Münchener Straße einfließen, zum anderen über die Augustinerstraße (bei der Polizei). Das hat ein Verkehrsgutachter empfohlen und der Stadtrat am Montagabend einstimmig beschlossen. Einig waren sich die Stadträte auch, den Flächennutzungsplan entsprechend zu ändern, es gelte, den geplanten Neubau des AWO-Seniorenzentrums am Sonnenfeld rasch zu ermöglichen.

Schillerstraße Richtung Münchener Straße(2)
Schon jetzt erzeugt der ALDI-Diskonter ausreichend Verkehr in der Schillerstraße in Richtung Münchener Straße, das AWO-Seniorenstift soll auch über diese Kreuzung erreichbar sein

 

 

Das Verkehrsgutachten untersuchte zwei Varianten, zum einen die alleine Anbindung aller geplanten Neubauten über die Kreuzung Schillerstraße und Münchener Straße. Dies würde allerdings vor allem zu den Spitzenzeiten der Verkehrsfluss erheblich verschlechtern, die Kreuzung müsste zudem umgebaut werden. Daher empfahl der Gutachter, das Baugebiet Sonnenfeld mit dem Neubau des AWO-Seniorenzentrums, sowie dem Wohnpark am Sonnenfeld“ (Aicher) und „Sonnenfeld am Naglerwald“ sowohl über die Münchener Straße, als auch über die Augustinerstraße zu erschließen. Eine direkte Verbindung der Neubauten auch an die Augustinerstraße würde eine schnelle Anfahrt und Abfahrt in Richtung Süden ermöglichen.

Wolfgang Hartmann von den Grünen/Bürgerliste fragte nach, wie denn der geplante Parkplatz für Besucher der AWO an der Münchener Straße anzufahren sei. Die Münchener Straße sei in diesem Bereich ohnehin schon sehr belastet, allerdings meist durch innerstädtischen Verkehr. „Das AWO wird rund 180 Fahrzeuge am Tag an zusätzlichem Verkehr erzeugen, das wird die Münchener Straße schon verkraften“, so Hartmann. Anders sei es, wenn die Aicher-Wohnbauten realisiert würden, dass würden rund 740 Fahrzeuge pro Tag dazukommen.

Dass die Münchener Straße auch ohne Bebauung neue Verkehre wird aufnehmen müssen glaubt indes Wolfgang Krämer von der CSU. „Wenn die Mautkontrolle für LKW in Teisendorf kommt dann erwarte ich mehr Ausweichverkehr auf der Münchener Straße“. Umso wichtiger sei es, überregionalen Verkehr aus der Stadt und damit auch von der Münchener Straße weg zu bekommen, „eine Entlastung ist dringlicher denn je, auch wenn eine Nachbargemeinde auf dem Auge blind ist müssen wir das mit Nachdruck verfolgen“, meinte Krämer.

„Bevölkerung schließt das Krankenhaus“

SPÖ-Steidl: Landesregierung lässt Klinik Mittersill ausbluten, Petitionen aus den Gemeinen sollten Spital retten

 

– Von Michael Hudelist –

 

Salzburg, Zell am See, Mittersill. „Beim Zusammenlegen der Krankenhäuser Zell und am See und Mittersill hat es ein Führungschaos und massive Mängel in der Umsetzung gegeben“, so Salzburgs SPÖ-Chef Walter Steidl, der damit neuerlich die Gesundheitspolitik der schwarz-grünen Landesregierung frontal angreift. Er befürchtet, dass Gesundheitslandesrat Christian Stöckl das Regionalkrankenhaus im Oberpinzgau ausbluten lassen wolle. SPÖ-Nationalratsabgeordneter Walter Bacher sieht die Lage noch dramatischer, „wenn nichts mehr angeboten wird schließt die Bevölkerung das Krankenhaus, indem sie nicht mehr hingeht“. Jetzt soll eine Petition der betroffenen Gemeinden der Landesregierung Druck machen.

Mittersill Krankenhaus Demo 21Mrz2017(13)
700 Teilnehmer demonstrierte Ende März dieses Jahres für den Erhalt des Krankenhauses, 7500 Unterschriften wurden übergeben, jetzt sollen die Gemeinderäte im Oberpinzgau Druck auf die Landesregierung ausüben.

 

 

Seit 2014 herrsche an den beiden damals zusammengelegten Krankenhäusern Zell am See und Mittersill ein Führungschaos, Pläne hätte es viele gegeben, doch die Umsetzung sei mangelhaft gewesen, so Steidl. „Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Primarärzte in Zell am See keine Freude mit Mittersill haben.“ Damit sei das kleine Spital im Oberpinzgau massiv gefährdet, es würden einfach keine Entscheidungen getroffen. So hätte bereits 2012 die damals noch rot-schwarze Landesregierung den Bau zweier Operationssäle beschlossen, „hier habe ich den Beschluss, darauf auch die Unterschrift vom heutigen Landeshauptmann Haslauer“, so Steidl. Einen neuerlichen Beschluss für den Bau habe es dann 2014 gegeben, „im Frühjahr 2015 werden die Bagger auffahren“ habe Gesundheitslandesrat Stöckl damals versprochen. „Jetzt, im Herbst 2017, hat es noch nicht einmal Verhandlungen mit den Grundstücksbesitzern gegeben“, so Steidls Vorwurf.

 

„Grundsätzlich positiv“ sah 2014 der Pinzgauer Nationalratsabgeordnete der SPÖ, Walter Bacher, die Zusammenlegung der beiden Häuser, es sollten Synergien genutzt werden wie zum Beispiel ein gemeinsamer Einkauf. Doch sein Wunsch, dass beide Häuser „auf Augenhöhe operieren“ erfüllte sich nicht.  Im Gegenteil, „die medizinischen

Leistungen in Mittersill wurden heruntergefahren, und jetzt besteht die Gefahr, dass die Bevölkerung das Krankenhaus schließt, also gleich in ein anderer Krankenhaus geht, weil sie nicht sicher ist, ob in Mittersill noch alles angeboten wird“. Der zugesagte Bau der Operationssäle sei auch deshalb wieder verschoben wurden, weil jetzt die Salzburger Landeskliniken (SALK) die Häuser in Zell am See und Mittersill übernehmen sollen.

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„Mittersill geht kaputt“, Dr. Kurt Hufler

 

Während Steidl und Bacher noch um Mittersill kämpfen wollen, hat einer schon aufgegeben, Kurt Hufler. Der jahrelange Leiter der Chirurgie in Innsbruck sollte in den Kliniken Zell am See und Mittersill eine „Allgemeine Erstversorgungs-Einheit“ aufbauen, „doch seit acht Monaten gelingt das in  Mittersill nicht, weil die Krankenhausführung in Zell am See das offensichtlich nicht will“. Er habe gegen Windmühlen gekämpft, Zeller Primarängste hätten Angst, dass Zell am See wegen Mittersill ausbluten würde. „Ich glaube, dass Mittersill sukzessive kaputt geht“, sagt Hufler voraus. Er hofft auf ein Umdenken in der Klinikleitung in Zell am See und in der Landesregierung, wenn mehr Druck aus der Bevölkerung kommt.

 

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Foto: Pichlbauer

Gesundheitsökonom: Keine Rentabilität

 

 

Ernest Pichlbauer als unabhängiger Experte für Gesundheitspolitik und Versorgung ist hingegen der Meinung, dass man in Mittersill besser in eine ambulante Versorgung als in neue OP-Säle investieren sollte. Dass Argument dass auch 3,6 Millionen Touristen im Oberpinzgau eine gute Versorgung bräuchten und darum zwei Krankenhäuser im Abstand von 30 Kilometer notwendig wären lässt der Experte nicht gelten, „ein Beinbruch ist nur ein Beinbruch und kann ambulant behandelt werden, für akute Fälle gibt es ausreichend Rettungshubschrauber in Österreich, um in Spezialkliniken geflogen zu werden“. Auch dass viele Ärzte Mittersill wegen der Perspektivlosigkeit verlassen hätten glaubt Pichlbauer nicht, „die medizinische Welt wird immer komplexer und junge Ärzte wissen, dass in einem kleinen Spital die notwendige, laufende Fortbildung nicht machbar ist“. Hufler als Praktiker lässt diese Argumente nicht gelten, „Gesundheitsökonomen sitzen vor ihren Computern und rechnen nur mit Zahlen, wir Ärzte sehen die Patienten“.

 

Digitale Vignette mit 18 Tagen Wartefrist

Kirschrot auf Österreichs Autobahnen, Maut-Preise steigen um ein Prozent

 

– Von Michael Hudelist –

 

Salzburg. Ab Mitte November gibt es zusätzlich zum Pickerl auf der Windschutzscheibe auch die Möglichkeit, die österreichische Autobahnmaut mit einer Digitalen-Vignette zu bezahlen. Diese ist nur Online erhältlich, dabei wird ähnlich wie bei der Video-Maut für die Tauernautobahn oder die Brennerautobahn einfach das Kennzeichen registriert. Allerdings gibt es bei Online-Käufen ein gesetzliches Rücktrittsrecht von 18 Tagen, daher muss der Autofahrer nach dem Kauf einer Digitalen Vignette 18 Tage warten, bis sie gilt. „Kurzentschlossene Autobahnbenutzer müssen daher weiterhin auf die Pickerl zurückgreifen“, so Alexander Holzedl von der Asfinag.

 

Asfinag Maut vignette 2016, 2017(5)
Das Kleben hat ein Ende, ab Mitte November gibt es die Digitale Vignette.

 

 

Die Digitale Maut wird es ab 1. Dezember geben, sowohl für die Jahresgebühr, als auch für zwei Monate und 10 Tage. Auch deutsche Urlauber und andere Transitreisende können Online die Digitale Vignette, sowie die Sondermaut für die Tauernautobahn oder die Brennerautobahn kaufen, für die Digitale Vignette gilt aber die Wartefrist von 18 Tagen. „Man kann aber zum Beispiel die 10-Tages-Vignette schon Wochen vorher kaufen und später den Zeitpunkt festlegen, ab wann sie gelten soll“, erklärt Holzedl.

 

Neben der Digitalen Vignette gibt es weiterhin das Pickerl zum Kleben, 2018 in der Farbe Kirschrot, eine Farbe, die nach dem Voting der Autofahrer für 2017 nun wieder Hersteller und Asfinag bestimmt haben. Gleichzeitig wird die Autobahnmaut um ein Prozent teurer, das bedeutet, das zum Beispiel das Jahrespickerl statt derzeit 86,40 Euro dann 87,30 Euro kostet, die 2-Monats-Vignette kostet 30 Cent mehr und dann 26,20 Euro. Die neue Vignette wird ab Ende November bei rund 6.000 Vertriebspartnern im In- und Ausland erhältlich sein.

 

Die ‚Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft‘, kurz Asfinag, ist zu 100 Prozent im Besitz der Republik Österreich, 2016 haben alleine die kilometerabhängige LKW- und Busmauten 1,27 Milliarden Euro in die Asfinag-Kasse gespült, der Verkauf der PKW-Vignette brachte 472 Millionen Euro, die Sondermauten wie zum Beispiel für die Tauernstrecke oder den Brenner noch einmal 173 Mio. Euro. Mit den Einnahmen werden  der Ausbau und die Sanierung bestehender Strecken bezahlt, aus dem Staatsbudget gibt es keine Zuschüsse.

 

Infokasten:

 

  • Neue Tarife 2018 für PKW (bzw. alle zweispurigen Kfz bis 3,5t hzG):
  • 10-Tages-Vignette:   EUR   9,00
  • 2-Monats-Vignette:   EUR 26,20
  • Jahresvignette:         EUR 87,30
  • Neue Tarife 2018 für Motorräder (einspurige Kfz):
  • 10-Tages-Vignette:   EUR   5,20
  • 2-Monats-Vignette:   EUR 13,10
  • Jahresvignette:         EUR 34,70

Salzburg will Industriestandort werden

Aber keine Fachkräfte, keine IT-Schulen – MACO bildet selbst aus

 

– Von Michael Hudelist –

 

Salzburg. Die Wirtschaft brummt, auch im Bundesland Salzburg, das Wirtschaftswachstum soll in diesem Jahr 2,7 Prozent erreichen. Einzig der Fachkräftemangel plagt die Unternehmer, „das beschränkt unser Wachstum“, so der Vorsitzende der Industriellenvereinigung, Peter Unterkofler. Der Beschlägehersteller MACO an der Alpenstraße reagiert und bildet mehr Lehrlinge aus, in diesem Jahr wurden an den Standorten Trieben (Steiermark) und Salzburg 29 Azubis aufgenommen, im nächsten Jahr sollen 35 sein. Auch aus osteuropäischen Ländern wie Slowenien oder Rumänien würde MACO Arbeitskräfte holen, „aus Deutschland kommen so gut wie keine neuen Fachkräfte, dafür ist dort das Lohnniveau viel zu hoch“, so MACO-Geschäftsführer Guido Felix.  

MACO_Lehrlinge (17) 

In der Lehrlingswerkstatt in den Hallen an der Alpenstraße herrscht emsiges Treiben, vom Elektrotechniker über Werkzeugbautechniker bis zum Mechatroniker werden insgesamt elf Lehrberufe angeboten, „heuer haben wir 29 Lehrlinge in Trieben und Salzburg aufgenommen“, so Felix, darunter auch einen afghanischen Flüchtling. Das Fehlen von Fachkräften sei auch bei MACO ein Problem, „wir wollen aber kein Head-Hunting betreiben und bei anderen Salzburger Unternehmen abwerben“. Im nächsten Jahr wird das neue Forschungszentrum  fertig sein, „die Digitalisierung wird  auch Beschläge für Fenster und Türen erreichen, also zum Beispiel selbstständig schließende Fenster bei Regen oder Wind“, erklärt Felix.

Mayer Ernst mit MACO Lehrling (2)
MACO-Firmengründer Ernst Mayer mit einem Lehrling

 

Salzburg auf die Technik-Landkarte

 

Allein die Frage, woher die 60 bis 80 IT-Kräfte für das Forschungszentrum kommen sollen ist noch unklar, „es gibt in ganz West-Österreich zum Beispiel keine IT-HTL“, so Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer, der in St. Johann im Pongau eine solche Höhere Technische Lehranstalt etablieren will. Schon derzeit suchen Salzburger Unternehmen rund 200 IT-Fachkräfte, alleine Porsche noch einmal 100. Dabei versuche das Land schon seit geraumer Zeit, die sogenannten MINT-Berufe zu fördern, „in rund 50 Kindergärten und Schulen wollen wir mit der ‚Spürnasen‘-Aktion das Interesse für Technik wecken“, so Haslauer. Auch die Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Salzburg, der Uni und der TU München sei sehr gut, so soll es an der FH bald den Studienzweig Wirtschaftsinformatik geben.

Rohbau Innovations- Forschungszentrum MACO (1)
Das neue Forschungszentrum von MACO soll im nächsten Jahr 60-80 neue Mitarbeiter aufnehmen.

 

Mit Salzburg würden ja viele nur Kultur und Tourismus verbinden, „aber Salzburg soll auch auf der Technik-Landkarte sichtbarer werden“. Im neuen Raumordnungsgesetz habe die Landesregierung den Schutz der bestehenden Industrieflächen festgelegt, „viel haben wir ja ohnehin nicht“, räumt der Landeshauptmann ein. Dabei erwirtschaften Salzburgs Industriebetriebe mit ihren 60.000 Mitarbeitern rund 26 Prozent der Bruttowertschöpfung des Bundeslandes, „das sind mehr als Tourismus und Handwerk zusammen“, sagt Unterkofler.

 

In dem nun neu aufgelegten Industriepolitischem Abkommen mit dem Land wurden 50 Maßnahmen festgeschrieben, zum Beispiel eine Breitband-Offensive und flexiblere Arbeitszeiten, wobei das Land in vielen Fällen keine Kompetenz hat sondern nur seine Wünsche beim Bund deponieren kann.

 

Deutsche Bahn: Strafe statt Hilfe für Behinderten

Rollstuhlfahrer wird Hilfe verweigert, 50 Euro Bußgeld, Bahn: „Wir bedauern“

 

– Von Michael Hudelist –

 

Freilassing. „Diese Zeit gehört Dir“ ist der neue Werbespruch der Deutschen Bahn, leider bedeutet er in der Praxis nicht, dass Bahn-Mitarbeiter Zeit für Kunden haben, nicht einmal wenn die Bahnfahrer behindert sind und Hilfe brauchen. Der 64-jährige Rentner Cornelius Friedrichs kann ein Lied davon singen, er wollte mit seinem elektrischen Rollstuhl am Bahnhof Freilassing über die Gleise, zwei Bahnmitarbeiter verweigerten ihm die Hilfe, „keine Zeit“, aber dann hatten sie doch Zeit, den Rentner zu beobachten und die Bundespolizei zu informieren.

 

Bahn Freilassing Schilder Übergang(2)
Hier ist der einzige, höhengleiche Übergang am Bahnhof Freilassing, benutzt darf er nur in Begleitung von DB-Mitarbeitern werden, wenn sie halt Zeit haben.

 

Dass für einen Rollstuhlfahrer das Reisen mit der Bahn nicht gerade bequem ist kann man sich vorstellen, Cornelius Friedrichs aus Freilassing kann ein Lied davon singen. Dass Bahnmitarbeiter aber Hilfe sogar verweigern und nicht die Mitarbeiter, sondern er dafür bestraft wird kann er immer noch nicht glauben. Am 18. Juli ist er am Bahnhof Freilassing, spontan will er seine Frau mit der S-Bahn nach Salzburg begleiten, sie wartet schon am Bahnsteig 3 auf die S-Bahn, er fährt zur Bahnhofsaufsicht am Gleis 1 und bittet zwei anwesende Mitarbeiter, ihm über die Gleise zu helfen. „Das hat bisher immer funktioniert, nur an diesem Tag haben mir diese zwei Mitarbeiter die Hilfe aus Schikane oder Faulheit verweigert“, so Friedrichs. Die Begründung der Bahn-Mitarbeiter, „wir haben keine Zeit“, entsprach wohl nicht ganz den Tatsachen, denn beide hatten offensichtlich Zeit genug zu beobachten, was der Rentner denn nun tun werde. Zudem hätte sich der Rentner nicht, wie vorgeschrieben, 24 Stunden vorher angemeldet.

 

Dieser fuhr mit seinem elektrischen Rollstuhl einige hundert Meter den Bahnsteig hinunter zum Gleisübergang, in Sichtweite des Steges. „Wie viel überschüssige Zeit zumindest einer der beiden Mitarbeiter hatte konnte ich dann sehen, weil dieser Zeit genug fand mir auf Gleis 3 aufzulauern und mich für seine Sturheit zu bestrafen“. Tatsächlich hatten die Bahn-Mitarbeiter die Bundespolizei informiert, die den Rentner dann am Gleis 3 abfing, die Personalien notierte und vier Wochen später ein Verwarnungsgeld von 50 Euro aufbrummte, weil er verbotenerweise die Gleise überquert hatte. Der Rentner hat Berufung eingelegt, mittlerweile ist aus dem Verwarnungsgeld ein Bußgeldbescheid über 78,20 Euro geworden.

 

„Bahnhof Freilassing für Behinderte verbieten“

 

„Es ist einfach skandalös, wie hier die Verantwortung der Deutschen Bahn gerade auf die Schwächsten der Bevölkerung, der Schwerbehinderten abgewälzt wird“ schimpft Friedrichs, der den Fehler nicht bei sich, sondern bei der Nicht-Hilfe der Bahnmitarbeiter sieht. Zudem habe er keine entsprechende Beschilderung gesehen, auf anderen Bahnhöfen stehen große Schilder mit der Aufschrift „Überschreiten der Gleise verboten“. Nach dem Schriftverkehr mit der Bahn und der Bundespolizei ist Friedrichs frustriert, „statt überall Barrieren zu schaffen sollte man den Zugang zum Bahnhof Freilassing für Rollstuhlfahrer einfach verbieten, dann weiß man wenigstens woran man ist“.

 

24-Stunden vorher anmelden

 

Im Fernverkehr ist es üblich, dass Behinderte sich 24 Stunden vorher beim Mobilitäts-Service der Bahn telefonisch anmelden und ihnen dann beim Ein- und Aussteigen an den jeweiligen Bahnhöfen geholfen wird, „das ist in Ordnung, aber im Nahverkehr, also zum Beispiel zwischen Freilassing und Salzburg ist das eine Zumutung und unnötige Diskriminierung von Schwerbehinderten“, so Friedrichs. Wenn er zum Beispiel in Salzburg in die S-Bahn einsteige wisse er vorher nie, ob die S-Bahn auf Gleis 1, also direkt am Bahnhofsgebäude, oder auf Gleis 3 ankomme, „wie soll ich also wissen, ob ich mich für eine Gleisüberquerung vorher anmelden muss?“.

 

Bahn bedauert

 

Auf eine entsprechende Nachfrage reagiert die Bahn innerhalb von Stunden, „wir bedauern die Unannehmlichkeiten für Ihren Leser und gehen dem geschilderten Fall intern nach“, so ein Sprecher der DB. Allerdings könne nicht akzeptiert werden, dass der Kunde „eigenmächtig die Gleise querte, das ist lebensgefährlich“. Bis zu 250 Züge würden täglich durch den Freilassinger Bahnhof fahren. „Für eine Überquerung der Gleise muss eine Sperrung der Gleise veranlasst werden und ein Bahnmitarbeiter die Sicherung übernehmen“, so der Sprecher weiter, dafür sei eben eine gewisse Organisation nötig. Für die Organisation der Hilfe hat die Bahn eine Mobilitätsservice-Zentrale eingerichtet, die täglich von 6 Uhr bis 22 Uhr erreichbar sei, eine Anmeldung sollte bis 24 Stunden vor der gewünschten Hilfestellung erfolgen. Zudem könne die Bahn eine grundsätzliche Verbesserung der Situation in Aussicht stellen, „denn derzeit läuft die Planung für den barrierefreien Ausbau des Freilassinger Bahnhofs“.

Grüne kämpfen für ORF 2 in Bayern

Unterschriftensammlung für legalen ORF-Empfang, „nach Grenzkontrollen jetzt auch noch Informations-Mauer“

 

– Von Michael Hudelist –

 

Berchtesgadener Land, Salzburg. Die Grünen im Landkreis sammeln jetzt Unterschriften mit dem Ziel, dass ORF 2 auch im bayerischen Grenzgebiet wieder legal zu empfangen ist. Die Unterschriftenlisten liegen an den Wahlkampf-Infoständen der Grünen aus und können auch direkt angefordert werden. Im April dieses Jahres hat die ORF-Tochter ORS alle Sender auf HD umgestellt und gleichzeitig die Programme verschlüsselt, das heißt seither sind die ORF-Programme in HD auf legalem Wege nur mehr für Gebührenzahler in Österreich zu empfangen. Ein ORF-Sprecher beruhigt, die Programme seien in der früheren SD-Qualität bis 2019 zu empfangen, Robert Falkenberg vom gleichnamigen Elektrofachgeschäft in Freilassing bestätigt dies, „einzig um 19 Uhr sieht man halt nicht mehr ‚Salzburg heute‘ sondern ‚Wien heute‘“.

ORF Salzburg heute Studio_Außenansicht
Foto: Scrreenshot

Dass es ein halbes Jahr gedauert hat bis es jetzt eine Art Protestaktion in Bayern gibt erklärt Bernhard Zimmer von den Grünen im Landkreis so: „Es hieß ja lange Zeit, man könne die ORF-Sender trotzdem empfangen, irgendwie, jetzt stellt sich aber endgültig heraus, dass es eben spätestens ab 2019 keinen legalen Weg gibt“. Mit der Unterschriftenaktion im Berchtesgadener Land wolle man die Grünen im Salzburger Landtag unterstützen, die in einem Antrag fordern, dass öffentlich-rechtliches Fernsehen unverschlüsselt und damit für alle empfangbar gesendet wird. Rudi Hemetsberger von den Grünen in Salzburg bestätigt, dass die Landtagsfraktion einen Antrag vorbereitet, „der in die Richtung geht, die Bundesregierung oder der  Nationalrat in Wien möge eine Lösung finden, damit ORF 2 im bayerischen Grenzgebiet wieder technisch legal empfangen werden kann, und das auch nach 2019“.

 

Die bayerischen Grünen sorgen sich aber nicht nur um die Bayern, „auch die vielen, auf der bayerischen Seite lebenden Österreicher sind ja von den Informationen aus Salzburg abgeschnitten“, meint der Vorsitzende der BGL-Grünen, Zimmer. Dies könne nicht im Sinne des europäischen Gedankens sein, der ja ein Zusammenwachsen der Regionen zum Ziel hat und auch fördert. Besonders im Berchtesgadener Land, dem „kleinen deutschen Eck“, würde ORF 2 fehlen, „beispielsweise sind die Wetterprognosen der Salzburger Sender für Landwirte,  Bergwanderer und Urlauber wichtig. Aber auch die  Lokalnachrichten sind für die Menschen jenseits der Grenze mehr als nur interessant, sie prägen ihr tägliches Leben“, so Zimmer und meint damit vorallem die tägliche TV-Nachrichtensendung „Salzburg heute“.

 

Zimmer Bernhard(1)„Bayern bekommen nichts mehr mit“, Bernhard Zimmer

 

Die rechtlichen Gründe des ORF für die Verschlüsselung seiner Programme lässt Zimmer nicht gelten, „es ist einfach ein schlechtes Signal, wenn nach den Grenzkontrollen und Zäunen überall in Europa jetzt auch noch Mauern aufgebaut werden, die die Information über die Grenze hinweg kappen, und das nur aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus“. Salzburg müsste seiner Meinung nach großes Interesse daran haben, dass die Nachbarn im Berchtesgadener Land alles mitbekommen, „zum Beispiel Termine und Infos zu Kulturveranstaltungen“. Zimmer ist der Meinung, dass die öffentliche Hand, also der Staat, sehr wohl auf die Empfangspolitik von öffentlich-rechtlichen Sendern Einfluss nehmen kann, man müsse eben darüber reden, „wie die Verschlüsselung in Grenzgebieten wieder aufgehoben werden kann und um wie viel Geld es dabei geht“.

 

ORF: Programme in SD-Qualität empfangbar

 

Der ORF stellt hingegen auf Anfrage fest, dass „in verschiedenen, grenznahen Gebieten in Süddeutschland die ORF-TV-Programme terrestrisch via Antenne (DVB-T) durch den unvermeidbaren terrestrischen Overspill empfangbar sind“, so Alexander Horacek, ein Sprecher des ORF. Der terrestrische TV-Empfang werde allerdings in ganz Europa, so auch in Österreich und Deutschland, schrittweise auf den neuen Standard DVB-T2 umgestellt. In Oberösterreich und Salzburg erfolgte die Umstellung am 20. April 2017. Seither ist für den Empfang der Programme ORF eins und ORF 2 jedenfalls ein DVB-T2-Receiver oder ein Modul über die Plattform ‚simpliTV‘ nötig. In HD-Qualität (High Definition) müssten die beiden Programme aus lizenzrechtlichen Gründen verschlüsselt werden, für den Empfang sei daher eine Registrierung erforderlich. In SD-Qualität, also die frühere Standard Definition, würden  ORF eins und ORF 2 auf DVB-T2 jedenfalls bis 2019 unverschlüsselt gesendet. „Somit dürften diese Programme auch mit in Deutschland erhältlichen DVB-T2 Geräten im grenznahen Gebiet durch den unvermeidbaren Overspill jedenfalls bis 2019 in SD empfangen werden können“, so Horacek. Garantie könne der ORF dafür aber selbstverständlich keine übernehmen. „Satelliten- und Kabel-Seher sollten nicht betroffen sein“.

 

SD ja, aber „Wien heute“ statt „Salzburg heute“

 

Mit Schrecken erinnert sich Robert Falkenberg vom gleichnamigen Fachgeschäft in Freilassing an die Tage nach der Umstellung im April, „tagelang hatten wir an die 50 Anrufe pro Tag und konnten nicht mehr normal arbeiten“. Jetzt habe sich die Situation beruhigt, er selbst verstehe auch, dass der ORF die teuren Fernsehrechte nur für sein Gebiet einkaufen darf und will, „und wir sind halt nicht Salzburg“. In Freilassing sei aber, wie vom ORF in Wien mitgeteilt, ORF 1 und 2 in SD Qualität zu empfangen und auch im Angebot von Kabel Deutschland enthalten. „Der Nachteil der SD-Einspeisung ist halt nur, dass um 19 Uhr nicht mehr ‚Salzburg heute‘, sondern ‚Wien heute’ zu sehen ist, aber das ist wahrscheinlich derzeit der einzige Nachteil“. Aber 2019 sei schnell da, und dann würde eben das SD-Signal abgeschaltet, das heißt spätestens dann gibt es nur mehr die verschlüsselten HD-Programme.

 

Spätestens dann wird man kein SD-Signal mehr empfangen, sondern für alle ORF-Programme in HD eine ORF-Karte zur Entschlüsselung brauchen,  „und diese ORF-Karte setzt eben voraus, dass man die Gebühren in Österreich bezahlt, also einen Wohnsitz in Österreich hat“, erläutert der technische Leiter im ORF Landesstudio Salzburg, Rupert Schnöll.

Grundstückspreise explodieren

2000 Euro pro Quadratmeter in Morzg, „Schallmauer durchbrochen“

 

– Von Michael Hudelist –

 

Salzburg, Freilassing. „Die Grundstückspreise in der Stadt Salzburg haben die Schallmauer durchbrochen“, sagt Christian Struber, der Bundesobmann der ARGE Eigenheim, „im Stadtteil Morzg nahe Hellbrunn habe jetzt ein Baugrundstück 2000 Euro pro Quadratmeter gekostet“. Üblich seien im Stadtgebiet 700 bis 1200 Euro. Als Geschäftsführer der ‚Salzburg Wohnbau‘ mit deutschem Ableger kenne er nun auch den bayerischen Markt, „an der Wasserburger Straße in Freilassing haben wir zum Beispiel ein Grundstück für 350 Euro pro Quadratmeter gekauft“, Baubeginn soll noch im Herbst sein. Er habe sich allerdings in Bayern moderatere Bauvorschriften als in Österreich erwartet, „aber meine Erwartung wurde enttäuscht“, so Struber.

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Archivbild

 
Rund 200 Geschäftsführer von gemeinnützigen Wohnbaufirmen treffen sich bis Samstag in Salzburg, die ÖVP-nahe Arbeitsgemeinschaft ist schon hörbar in Vorfreude auf die neue österreichische Bundesregierung, die ihrer Meinung nach „von der Liste Kurz“, also der ÖVP angeführt werde. Mehr als ein Dutzend Mal erwähnen die Vertreter der Gemeinschaft, wie Sebastian Kurz als möglicher Kanzler den Bau von Eigenheimen und damit die gemeinnützigen Bauunternehmen fördern würde.

 

Neben den hohen Grundstückskosten in den Städten hätten vorallem zu viele Bauvorschriften den Quadratmeterpreis in die Höhe schnellen lassen, nicht nur in den Ballungszentren. „Neben den eigentlichen Bauvorschriften gebe es in Österreich zahlreiche andere Vorschriften, die vieles überregulieren“, so bräuchten die Wohnbaugenossenschaften zum Beispiel mittlerweile einen eigenen Datenschutzbeauftragten, der die Sicherheit der Daten von Wohnungsinhabern und Interessenten garantiere. Das alles würde am Ende den Kaufpreis einer Wohnung erhöhen.