„Landesregierung hat Flüchtlingsbewegung gut bewältigt“
– Von Michael Hudelist –
Salzburg. „Das Land Salzburg hat die Flüchtlingsbewegung vom Herbst 2015 gut bewältigt“, so die Bewertung von Sozialexperte Robert Buggler von der Salzburger Armutskonferenz. Nach Ansicht von 30 beteiligten Organisationen habe die Landesregierung in Deutschkurse investiert und Mindeststandards für die Unterkünfte eingeführt. Buggler befürchtet aber, dass anerkannte Flüchtlinge die Armutsgefährdeten von morgen sind, „wenn sie eine schlechte Ausbildung oder wenig Deutschkenntnisse haben“. Während die Sozialausgaben unter der schwarz-grünen Landesregierung in den vergangenen Jahren gegen den Österreichweiten Trend auf hohem Niveau gehalten wurden befürchtet die Armutskonferenz massive Einschnitte durch die rechte Bundesregierung.
Wegen der Flüchtlingsbewegung ist die Zahl der Asylbewerber von rund 2000 im April 2015 auf mehr als 5000 im April 2016 angestiegen. Im Laufe des Jahres 2017 ist die Zahl der Schutzsuchenden wieder zurückgegangen und liegt aktuell bei genau 3000 Asylbewerbern in der Grundsicherung des Landes.
Im Arbeitsübereinkommen der Landesregierung vom Mai 2013 war diese Entwicklung noch nicht vorhersehbar, Mindeststandards für die Unterbringung fehlten erst genauso wie eine feste Tagesstruktur für die Flüchtlinge. „Die grundsätzliche Richtung der Landesregierung war aber passend, die Maßnahmen waren gut und stimmig“, sagt Buggler. Das Angebot an Deutschkursen sei zudem deutlich ausgebaut worden, auch wenn Anfangs nicht sicher war, ob der Bund die Kosten übernehmen werde. Die Mindeststandards für die Quartiere seien angehoben und daraufhin auch einige Unterkünfte in Stadt und Land geschlossen worden.
Allerdings fehlen nach Ansicht der Armutskonferenz sozialmedizinische Hilfen in den Quartieren, sowie ein besserer Übergang nach dem Ende der Grundversorgung – also nach Erhalt eines positiven Asylbescheides – in den Status des Asylberechtigten und damit dem Beginn der Mindestsicherung, falls kein Job vorhanden ist.
Asylbewerber von Armut betroffen?
Von einer finanziellen Armut sind Asylbewerber nicht direkt betroffen, sie erhalten neben der kostenlosen Unterkunft Verpflegungsgeld von 45 Euro pro Woche und Quartalsweise Geld für Bekleidung. „Sie sind aber von sozialen Problemen
betroffen wie zum Beispiel der menschenrechtliche Versorgung und der aktuellen Diskussion darüber, dass die neue Bundesregierung Asylbewerber in Massenquartieren am Stadtrand ohne Integration unterbringen will“. Bei einem positiven Bescheid seien die dann anerkannten Flüchtlinge aber mit allen Problemen konfrontiert, die auch Österreicher haben, also zum Beispiel der Wohnungsnot im Zentralraum oder der Arbeitslosigkeit. Wenn die Grünen nach der nächsten Landtagswahl im April 2018 in der Landesregierung blieben wäre das „zumindest ein Garant für ein Grundbemühen, Soziales weiter zu entwickeln“, hofft Buggler, wenn die ÖVP alleine regieren könnte befürchte er „Reformen“ nach dem Vorbild Oberösterreichs und Niederösterreichs, wo es zum Beispiel eine Deckelung der Mindestsicherung gibt, egal wie viele Kinder im Haushalt wohnen. Eine Solidarität der einzelnen, Armutsgefährdeten Gruppen gebe es nicht, „man darf hier kein Sozialromantiker sein und glauben, dass sich hier arbeitslose Österreicher und arbeitslose Flüchtlinge gegenseitig unterstützen würden“.
In Stadt und Land Salzburg waren in den Jahren 2014 bis 2016 im Schnitt 60.000 Menschen Armutsgefährdet, dass heißt sie hatten pro Person und Haushalt weniger als 1180 Euro pro Monat zur Verfügung, knapp 13.000 Menschen sind „arm“, also ohne eigenes Einkommen.