Bürgermeister und Landesrat richten sich „Nettigkeiten“ aus, BGL will Bürgerentscheid
Von Michael Hudelist
Salzburg, Bad Reichenhall. Während Bus- und Bahn-Lobbyisten immer noch von der U-Bahn vom Hauptbahnhof bis nach Nonntal träumen und sich das Berchtesgadener Land dazu sogar einen Bürgerentscheid vorstellen kann, stehen in der Stadt Salzburg die Zeichen für die Regionalstadtbahn weiterhin auf Rot. Bürgermeister Heinz Schaden und sein Stadtbahn-Beauftragter Willi Rehberg halten die Kosten den Bau einer U-Bahn mit rund einer Milliarde Euro für nicht finanzierbar, „außer der Bund würde 80 Prozent der Kosten übernehmen“. Verkehrslandesrat Hans Mayr und die Bahnlobbyisten gehen von geringeren Kosten aus, Mayr wirft dem Bürgermeister gar vor, „seine Bürger zu pflanzen“, dieser kontert, „Mayr kann nicht rechnen“.
Das Land hat dieser Tage sein Konzept für die Mobilität bis 2025 vorgestellt, zentrale Forderung darin: der öffentliche Verkehr, also Busse und Bahnen, soll bis 2025 um zwei Prozent steigen, der Radverkehr gar um 20 Prozent. Außerdem soll die S-Bahn öfters fahren, zwischen Salzburg und Straßwalchen zum Beispiel nicht mehr stündlich, sondern halbstündlich, und zwischen Salzburg und Freilassing alle 15 Minuten, ab 2018.
Verkehrslandesrat Hans Mayr machte bei der Präsentation des Konzeptes deutlich, dass er die U-Bahn-Pläne noch nicht aufgegeben hat. Diese U-Bahn zwischen dem Hauptbahnhof und Nonntal soll das Kernstück der geplanten Regionalstadtbahn sein, also der Verlängerung der Lokalbahn vom Hauptbahnhof bis Salzburg-Süd und später weiter nach Hallein. „Wir müssen mutig handeln“, zeigt sich Mayr entschlossen, die die alles entscheidende Frage, wer die Baukosten zahlen soll ist nach wie vor offen. Vor allem über die Höhe der Kosten ist nun zwischen dem Land und der Stadt wieder einmal ein erbitterter Streit entbrannt, über die Medien richten sich Mayr und Schaden gegenseitig „Höflichkeiten“ aus, Mayr behauptet, Schaden „will seine Bürger pflanzen“, Schaden kontert, „Mayr kann nicht rechnen“.
Ex-Thyssen-Manager rechnet
Schaden hat vor sechs Monaten den ehemaligen Thyssen-Manager und Olympia-Gegner Willi Rehberg als Koordinator geholt, dieser hat alle Kosten berechnet und gleichzeitig auch die wahrscheinlichen Kostensteigerungen in den nächsten 25 Jahren berücksichtigt. Dabei ergibt sich laut Rehberg ein Endpreis für die U-Bahn von knapp einer Milliarde Euro. „Der Landesrat rechnet die Bahn schön, weil er fünf innerstädtische Linien und sieben regionale Buslinien streichen will“, behauptet Schaden. Die U-Bahn sei nur finanzierbar, wenn die Republik Österreich 80 Prozent der Baukosten übernehme, allerdings war immer nur von maximal 50 Prozent die Rede, den Rest hätten sich Stadt und Land teilen müssen.
Lobbyisten: „Obskure Horrorzahlen“
Öffi-Lobbyisten wie das Verkehrsforum BGL halten hingegen Rehbergs Berechnungen für falsch, Richard Fuchs vom Verein „S-Bahn Salzburg“ und gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender des „Verkehrsforum BGL“ wirft „dem 80-jährigen Pensionisten“ – gemeint ist Willi Rehberg – vor, „regelmäßig obskure Horrorzahlen zu erfinden, die den Bürgermeister dazu bringen, seinen Pflichten nicht nachzukommen“. Rehberg sei ein „Zahlenfanatiker und Bahngegner“, der selbst in einem Zeitungsinterview gesagt habe, er genieße „Narrenfreiheit“. Schaden glaube dem „Hofnarren“ mehr als 70 Kilogramm Gutachten.
Die Verfechter der Regionalstadtbahn mit Tunnel glauben auch eine Mehrheit der Bevölkerung hinter sich zu haben, Michael Behringer vom Verkehrsforum BGL will nun die Öffentlichkeit in Bayern besser informieren um damit zu zeigen, dass die Mehrheit eine Regionalstadtbahn wolle. Ganz sicher sind sich die Befürworter allerdings scheinbar doch nicht, der Verkehrsmanager des Landkreises will die Bürger befragen, „dies könnte über einen Bürgerentscheid geschehen“. Welchen Einfluss ein Bürgerentscheid im Berchtesgadener Land auf die Entscheidung in Stadt und Land Salzburg haben soll bleibt unklar.
Willi Rehberg war einst erbitterter Gegner von Heinz Schaden, der gemeinsam mit dem Land die Olympischen Winterspiele 2014 nach Salzburg bringen wollte und letztlich an einer Volksbefragung gescheitert ist. Auch bei der Olympia-Bewerbung Münchens gemeinsam mit dem Berchtesgadener Land für 2022 half Rehberg 2013 mit Fakten und Detailwissen den Gegnern bei Veranstaltungen in München, Traunstein und Freilassing.